1. Reform des ärztlichen Notdienstes gefordert

    "Patienten brauchen bessere Versorgung als den zentralen Ärztenotdienst zu ihren Lasten"

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    WUNSTORF (ew). Eine wirklich bürgernahe Reform des ärztlichen Notdienstes fordern die Grünen in Neustadt anstelle der neuen zentralen Bereitschaftspraxis im Regionsklinikum für 190.000 Neustädter, Wunstorfer, Garbsener und Seelzer. "Wir erwarten von der Kassenärztlichen Vereinigung, dass sie zu gewöhnlichen Arbeits- und Geschäftszeiten den Nutzen der zentralen Ärztebereitschaft für Patienten und Ärzte in allen vier Städten nachweist - und nicht in den Sommerferien", sagt der Schneerener Hausarzt und Ratsherr Doktor Godehard Kass. Für keineswegs aussagekräftig halten die Grünen die jüngst von der KV-Bezirksstelle für Neustadt gezogene positive Bilanz zu der Neuerung. Denn viele Familien befanden sich zu der Zeit noch in Urlaub oder kannten den erst seit 1. Juli bestehenden zentralen Ärztenotdienst noch gar nicht. Die KV-Bezirksstelle Hannover hat funktionierende Bereitschaftspraxen in allen vier Städten aufgelöst. Die Grünen kritisieren dies als "Reform zu Lasten von Patienten und Ärzten". Hausärzte wie Doktor Sami Mohtadi (Wunstorf), Doktor Jan Reimers und Boris Höppner (Garbsen), die Bürgermeister von Wunstorf und Garbsen, und bislang nur einzelne Kommunalpolitiker anderer Parteien teilen ihre Bedenken. Nachteile kann Uwe Lötzerich, Grünen-Kandidat für den Schneerener Ortsrat und den Stadtrat, bereits belegen: "Zur Behandlung Bettlägeriger mussten Wunstorfer und Garbsener Bereitschaftsärzte nach Mitternacht schon sehr weite Strecken in entlegene Dörfer im Neustädter Norden bewältigen." Dazu Doktor Kass: "Hat ein Kollege aus Wunstorf, Garbsen oder Seelze Dienst, müssen schwer kranke oder gebrechliche Neustädter jetzt länger auf Hilfe warten als bisher." Seine Diagnose: "Ungünstige Krankheitsverläufe und mehr Rettungsdiensteinsätze werden nun wahrscheinlicher.

    Denn entnervte Patienten werden häufiger die schnellen Retter alarmieren, die nur bei Lebensgefahr ausrücken sollen." Noch gehfähige Kranke aus Wunstorf, Garbsen und Seelze haben bei Akutbeschwerden wie Fieber nun viel weitere Wege zum Klinikum zu fahren, wenn ihre vertraute Arztpraxis geschlossen hat. Lötzerich: "Das benachteiligt ärmere Familien, Alleinerziehende und Ältere ohne eigenes Auto, die abends und nachts auf teure Taxifahrten angewiesen sind." Die von der KV genannte Höchst-Anfahrtszeit von 25 Minuten zur Neustädter Bereitschaftspraxis können Patienten aus entlegenen Dörfern wie Mesmerode oder Idensen nicht einhalten, hat die Stadt Wunstorf bereits überprüft. Zudem verlängere sich deren Anreise mittwochs oder freitags durch abendlichen Berufsverkehr und durch lange Wartezeiten an Neustädter Bahnschranken. Patientenbeschwerden zum neuen Notdienstsystem wollen Neustadts Grüne im Auge behalten. Daher sollten die vier Städte Beschwerden dazu sammeln und mit der KV bessere Lösungen suchen. Den Arztberuf auf dem Lande mache diese Reform auch nicht attraktiver. Denn Marathon-Dienste neben dem Praxisbetrieb müssten Mediziner bei Bereitschaften in Kauf nehmen. Einige Vertretungsärzte, so die Grünen, wollen Bereitschaften nur noch befristet übernehmen. Grund: Wegen längerer Anfahrten haben sie weniger bezahlte Einsätze. Foto: privat

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