HÜLSEDE (al). Nun ist es endgültig: Am 31. Juli endet die Produktion der Hülseder Firma Kracke nach 88 Betriebsjahren. Doch die von ihr entwickelten Modelle wird es auch weiterhin unter dem bekannten neuen Namen "Kracke – die Möbelmanufaktur" geben. Die ebenfalls in Hülsede ansässige Firma Heine produziert und vertreibt sie in Lizenz.
Heine-Sitzmöbel ist damit die letzte klassische Stuhlfabrik, wie es sie einst mit über 40 Betriebsstätten rund um den Deister gab. Schon in der Vergangenheit hatten sich die beiden Betriebe, die unterschiedliche Kundenkreise bedienen, wiederholt gegenseitig ausgeholfen. So lag es nahe, dass das Unternehmen dem Nachbarn die Fortführung der "Kracke-Kollektion" anbot, damit sich dieses am immer stärker umkämpften Markt eine bessere Position schaffe. Die bereits vor Wochen begonnenen Gespräche führten jetzt zum Abschluss einer schriftlichen Vereinbarung. Zwar herrschen auch bei Heine Zukunftssorgen, die sich seit Monaten bereits durch Kurzarbeit andeuten. Doch Geschäftsführer Volker Knolle will die Chance nutzen, die sich mit der Übernahme der Kracke-Kollektion biete. Die Stuhlproduktion sei kein Problem, weil diese seit jeher den Schwerpunkt bilde. Die Firma Heine liefert Stühle und Tische unter anderem an Altenheime und Krankenhäuser, an Kirchen und für die Gastronomie. Auch die bei Kracke oft geforderten "karierten Maiglöckchen" könne das Unternehmen produzieren. Das sind spezielle Farbtöne, Sondermaße oder besondere Stoffe. Zur "Herausforderung" würden dagegen die Kracke-Tische mit ihren zum Teil ausgeklügelten Mechaniken. Knolle freut sich, dass Senior Friedrich-Wilhelm Kracke Unterstützung in der Anfangsphase zusicherte. Mit dem Lizenzvertrag gehen nicht nur Name und Logo von "Kracke-Die Möbelmanufaktur" weiter, sondern auch deren Modelle und Kataloge. Das sind günstige Ausgangspositionen, weil damit im Möbeleinzelhandel der immer noch wegen der Qualität wohlklingende Name Kracke samt vorhandener Ausstellungsstücke unverändert erhalten bleibt und der Außendienst ohne Änderungen für die Produkte werben kann. Für Knolle ist dies sehr wichtig, da sein Unternehmen bislang über andere Vertriebsschienen agierte. Jetzt könnte er sogar profitieren, indem sich zum Beispiel für seine eigenen Produkte neue Vertriebswege eröffnen. Trotzdem will der Geschäftsführer, der in der vierten Generation die Firma Heine führt, noch nicht von einer Win-win-Situation sprechen: "Ich hoffe darauf", gibt er freimütig zu, auch um den Qualitätsstühlen aus dem Deister-Sünteltal noch eine Zukunft zu bewahren. Dafür aber muss er dem schon seit Jahren anhaltenden Niedergang der deutschen Möbelindustrie entkommen. Beinahe wöchentlich ergeben sich Firmenschicksale nach Art von Kracke. Die Lizenzvereinbarung wird sich jedoch vorerst nicht auf die ab dem 1. August arbeitslosen Kracke-Beschäftigten positiv auswirken. "Nur wenn es eine gute Auftragslage zulässt, wären Einstellungen denkbar", sagt Knolle deutlich. Erst müsse er die derzeit unzureichende Auslastung der eigenen Mitarbeiter kompensieren. Mit dem Chef und Sohn Nils, der in fünfter Generation das Unternehmen einmal führen könnte, sind bei "Heine Sitzmöbel" derzeit 19 Personen tätig. In besten Zeiten hatte die bereits 1895 gegründete Firma 40 Beschäftigte. Foto: al