1. Ungewöhnliche optische Eindrücke

    Carsten Timm zeigt Bilder aus einer anderen Sichtweise

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    Bad Salzuflen (dib). Der Kunsttheoretiker Karl Pawek hat 1963 in seinem Buch "Das optische Zeitalter" geschrieben: "Der Künstler erschafft die Wirklichkeit, der Fotograf sieht sie". Demnach ist ein Foto ein genaues Abbild der Wirklichkeit, das der Fotograf in seinem Bild festhält. Normalerweise! Nicht so beim Fachwerk-Mitglied Carsten Timm. Er verfremdet seine Fotografien ganz bewußt, um den Bildern eine andere Sichtweise zu geben. Durch digitale Veränderung mit einem Bildbearbeitungsprogramm entstehen Ergebnisse, die mal mehr, mal weniger verfremdet sind. So entstehen ungewöhnliche optische Eindrücke, die der Betrachter meist nicht zuordnen kann. "Ein Foto muß nicht ein Abbild der Wirklichkeit sein", sagt Carsten Timm. "Man kann es zum Beispiel mit Spiegelungen und Reflektionen versehen, in Ausschnitten darstellen, verfremden oder unscharf machen." Die Ergebnisse zeigt der Künstler unter dem Titel "Bilder-Fotografien-Objekte" noch bis Sonntag, 31. Juli im "Fachwerk" am Pfarrkamp 8 in Schötmar.

    Seine Reflektionen sind meist schon ältere, digital bearbeitete Urlaubsaufnahmen auf Fotoleinwand mit Titeln wie "Salvatore", "Rocco" und "Plastic", die Timm nur in Ausschnitten zeigt, so daß der Betrachter keinen Bezug zur realen Umgebung herstellen kann. Das kann er auch nicht in der Bildreihe "Busse". Die ist auf Malta entstanden und zeigt "weichgezeichnete" Bildausschnitte, deren Details der Künstler verfremdet hat. Seine Familie - Portraits der Frau und der Tochter, des Sohnes, des Hundes und von sich selbst - hat er als digitale Rasterbilder auf Hartschaumplatte gedruckt, die mit einem Barcodescanner auf seine Webseite verweisen. Bei seinen fotokinetischen Blinkobjekten, einer Kombination von flächenhaften Fotografien und Lichtemissionen, senden LEDs an geeigneter Stelle im Bild Lichtsignale aus. So findet der Esel den "Stein der Weisen" und bei einem der Aliens (Schaufensterpuppen) blinkt es im Bauchnabel. Objekte in einer weiteren ungewohnten Dimension, die den Betrachter mit Nachdruck dazu anregen sollen, den Bildinhalt näher zu hinterfragen. Die Vorlagen für seine Cyanotypien (Eisenblaudrucke) sind Strandaufnahmen und Bilder, die auf Irland entstanden sind. Die Cyanotypie ist ein altes Edeldruckverfahren, bei dem der Künstler saugfähiges Papier mit einer UV-Licht empfindlichen Flüssigkeit bestrichen, getrocknet und anschließend belichtet hat. Dabei werden die belichteten Flächen cyanblau, die unbelichteten Stellen können mit Wasser ausgewaschen werden. So entstehen Bilder im typischen Berliner Blau. Und seine drei Materialmontagen hat Carsten Timm aus Fundstücken zusammengesetzt, die er am Strand aufgesammelt hat. Eine sehr interessante Ausstellung, die anschaulich zeigt, was mit digitaler Bildbearbeitung, aber auch mit einem alten Edeldruckverfahren, alles machbar ist. Wer sich dafür interessiert, hat noch bis einschließlich Sonntag, 31. Juli dienstags bis freitags von 17 bis 19 Uhr, sowie sonntags von 15 bis 18 Uhr die Gelegenheit, sich die Ausstellung anzusehen. Alle Ausstellungsstücke sind verkäuflich, eine Liste mit Bildinformationen und Preisen liegt aus.

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