1. Handy am Steuer – der Tod fährt mit

    Studenten drehen Schockvideos – Polizei klärt auf

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    Lemgo/ Detmold/ Paderborn (nr). Gefühlt war es nur der Bruchteil einer Sekunde, um zu sehen, von wem die Nachricht auf dem Handy war, doch der nächste Augenblick ertrinkt in zersplitterndem Glas, berstendem Blech und dem Tod eines oder auch mehrerer Menschen. Ein Szenario, das man beinahe tagtäglich nachlesen kann und das eine erschreckende Präsenz eingenommen hat. Die Kampagne "Be smarter than your phone" hat zu einer Kooperation der Kreispolizeibehörden Paderborn und Lippe mit Studenten der Hochschule OWL geführt, die drei kurze, aber sehr prägnante Schockvideos zum Thema entwickelt, gedreht und am Dienstag im Hansa-Kino in Lemgo vorgestellt haben. "Ich habe mir die Filme bereits gestern angeschaut und seitdem das Handy im Auto nicht in die Hand genommen", erzählte Hochschulpräsident Dr. Oliver Herrmann nach der Vorführung und auch die beiden Landräte Dr. Axel Lehmann, Kreis Lippe und Manfred Müller, Kreis Paderborn zeigten sich tief beeindruckt ob der nachhaltigen Wirkung der Spots. "Mir lief ein Schauer über den Rücken und ich bin sicher, dass die Filme ihre Wirkung erzielen", meinte Dr. Lehmann.

    Dabei sind die Spots keineswegs reine Schocker. Tatsächlich haben die jungen Filmemacher des Fachbereichs Medienproduktion der Hochschule OWL die Aussage der kurzen Spots sehr subtil angelegt. "Das Thema betrifft überwiegend junge Menschen und wer könnte ihnen besser auf Augenhöhe begegnen, als wir", erklärte Drehbuchautor und Kameramann Benedict Uphoff und führte weiter aus: "Wir haben uns im Vorfeld viele Filme zum Thema angeschaut, aber nur schocken oder mit erhobenem Zeigefinder drohen, wollten wir nicht. Wir wollen die Leute lieber mit Humor abholen." Und das wirkt – nach witzigen und charmanten szenischen Darstellungen wiegt der Schockmoment umso schwerer. Die Zuschauer sollen sich fragen, ob das Leben – auch das Leben anderer, diesen einen kurzen Blick zur Seite wert ist. Die Idee zu den Dreharbeiten kam aus den Reihen der Kreispolizeibehörden, die den Rahmen vorgaben, den Studenten aber volle künstlerische Freiheit gaben. "Statt kurze Videosequenzen per Handy aufzunehmen, ging es plötzlich um Drehbuch, Kameraeinstellungen, Technik, Regie und Set", zeigte sich Polizeihauptkommissar Ulrich Krawinkel aus Paderborn beeindruckt von der Arbeit der Studenten. Und mal eben aus dem Boden gestampft ist die komplette Produktion nicht, sondern vielmehr im Rahmen eines Semesters entstanden. Einblicke in den Dreh gab es beim "Making of". Erst da wurde deutlich, wie aufwändig so eine Produktion ist. Der eigentliche Dreh hat volle 4 Tage in Anspruch genommen, inklusive abgesperrter Landstraße um niemanden in Gefahr zu bringen. Wer die Spots sieht, kann nachvollziehen, was an Arbeit in den knapp 3 Minuten Filmmaterial steckt. "Das Konzept war im Kopf, aber man sieht erst hinterher, ob die Idee funktioniert hat", sagte Maira Stork, die die Regie übernommen hatte. "Wir möchten, dass es heißt: sehen, liken und teilen und vor allem Hände weg von Handy und Navi. Denn wer will schon den Rest seines Lebens mit der Schuld leben müssen, jemanden durch Unaufmerksamkeit verletzt oder gar getötet zu haben." Die Filme sollen jetzt über das Internet verbreitet werden und in möglichst vielen Kinos in NRW im Werbeblock laufen. Die Landräte Manfred Müller (Kreis Paderborn) und Dr. Axel Lehmann (Kreis Lippe) ließen nach den Videosequenzen Zahlen sprechen. Manfred Müller: Die Zahl der Verkehrstoten sei seit 10 Jahren rückläufig, inzwischen stagniere sie. Die Vermutung läge nahe, dass das individuelle Verhalten der Verkehrsteilnehmer dafür ausschlaggebend ist und die tagtägliche Nutzung von Smartphones habe das Problem multipliziert. Dr. Axel Lehmann: Neben den Hauptunfallursachen wie zu hohe Geschwindigkeiten, Alkohol und Betäubungsmittel seien immer mehr Unfälle auf "Ablenkung am Steuer" zurückzuführen. Wurden im Jahr 2014 insgesamt 437 Verstöße in diesem Bereich festgestellt, waren es 2015 bereits 654 und im laufenden Jahr bereits 600. BUZ "Be smarter than your phone" lautet die Kampagne der Kreispolizeibehörden Paderborn und Lippe. Passend dazu haben Studenten der Hochschule OWL drei Schockvideos gedreht. Foto: Retzlaff

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