1. Mensch und Natur im Kreislauf

    Musikhochschule inszeniert Janácek-Oper

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    Detmold (kh). "Das schlaue Füchslein" – so lautet der Titel der diesjährigen Sommerproduktion der Opernschule der Hochschule für Musik Detmold. Unter der Leitung von Dirigent Ivan Törzs werden Solisten, Opernchor und Orchester der Hochschule in Zusammenarbeit mit dem Landestheater Detmold die wohl populärste Oper Leoš Janáceks auf die Bühne bringen. EIne Bühne, die eigentlich die des Landestheaters hätte sein sollen. Dort aber wird renoviert und so sorgt in diesem Jahr das Detmolder Sommertheater für das passende Bühnenfeeling. Orchestergraben inklusive.

    Ein Förster, eine Füchsin und der Wald. Das klingt fast ein wenig possierlich. Wer indes dahinter eine niedliche Kindergeschichte vermutet, irrt. Janáceks Oper ist alles andere als das. Das klanggewaltige Spätwerk des tschechischen Komponisten rührt in drei knappen Akten an letzte Fragen, wirft einen tiefgründigen Blick auf das Leben und wird zu einer Erzählung über das Geheimnis des Daseins. Entstanden ist ein "Altersweisheitswerk", das unter anderem zur Auseinandersetzung mit Freiheit und Trieb, Leben und Tod auffordert. Es konfrontiert mit dem fortwährende Ablauf von Entstehen, Wandel und Vergehen – ein Kreislauf, der sich widerspiegelt auch im Ausdrucksspektrum und Raffinement der Musik. Sie wird zu einer Dimension, die bemerkbar macht, was ohne sie unbemerkt bliebe. Sie gliedert, verdichtet, liest zwischen den Zeilen. Komplex geht es zu. Ernst, aber auch humorvoll. Episodenhaft, mit schnellen Schnitten wird die Welt der Tiere und die Welt der Menschen hart aneinandergestellt: Der Förster (Olli Rasanen, Ansgar Theis) hat im Wald das junge Füchslein Schlaukopf (Anna-Sophie Brosig, Kyung Jing Lee) gefangen und mit nach Hause genommen. Projektionsfläche unerfüllter Sehnsüchte und Wünsche, das es für ihn ist, kann er ihm doch nicht die Natur und den Freiheitsdrang austreiben. Die Füchsin flieht aus ihrer Gefangenschaft und gründet mit dem Fuchs (Anna-Kristina Naechster, Hojong Song, Kathrin Zukowski) eine Familie. Doch das Glück ist von kurzer Dauer: Die Füchsin stirbt durch eine Kugel des Landstreichers Haraschta (Niklas Clarin, Mathis Koch) und endet als Muff für die Braut ihres Mörders. Der Förster lässt dies geschehen, akzeptiert das Leben, das sich in veränderlichen, wechselseitigen Abhängigkeiten vollzieht. Erneut allein im Wald erkennt er das Wunder der sich immer wieder erneuernden Natur. Er sieht ein Kind der Füchsin und einen Frosch, der der Enkel dessen ist, der ihm am Anfang der Handlung ins Gesicht gesprungen ist. Der Kreis schließt sich. Auch wenn der Versuch misslingt, die Füchsin zu domestizieren, so entsteht doch eine besondere Wechselbeziehung zwischen Mensch und Tier. Tiere fangen an zu sprechen und gebärden sich wie Menschen, die Menschen wiederum gleichen den Tieren. Wo verlaufen die Grenzen? Gibt es überhaupt welche? Ein zauberhaft-unheimliches Spiel in einer ganz eigenen Sphäre beginnt, irgendwo zwischen Mensch und Tier in der Natur. Herausfordernd ist diese Oper, die als eine der originellsten Schöpfungen Janáčeks gilt, insbesondere für Ausstattungskünstler und Regie: Denn beantwortet werden muss beispielsweise die Frage, wie sich die Welten – hier Natur und Tier, dort Ratio und Mensch – abgrenzen, begegnen und zueinander verhalten. Schon die Anzahl der Figuren ist Ehrfurcht gebietend. Und wie bitte bringt man etwa so eigenwillige Rollenprofile wie Heuschreck, Grille und Schopfhenne auf die Bühne? "Die Kostüme sind assoziativ, die Ausstattung schlicht", sagt Regisseur Prof. Thomas Mittmann. "Aber auch mit diesen einfachen, einem sehr begrenzten Etat geschuldeten Mitteln, haben wir starke Bilder gefunden. Garniert mit ein bisschen Fuchsfell ..." schmunzelt er. Gleich viermal haben Opernschulfreunde Gelegenheit, zu erleben, wie Mittmann, Michael Engel (Bühnenbild), Torsten H. Rauer (Kostüme) und ihr Team alle diese Aufgaben lösen; wie sie aus dem Opernstoff und seiner Doppelbödigkeit die feinen Facetten im Verhältnis zwischen Mensch und Tier sowie der Menschen untereinander freilegen. Nach der Premiere am Freitag, 24. Juni (19.30 Uhr) folgen Aufführungen am Samstag, 25. Juni um 19.30 Uhr sowie am Sonntag, 26. Juni um 11.30 Uhr und um 18 Uhr. Zu sehen ist die Oper in der Fassung für Kammerorchester plus Akkordeon. Gesungen wird in deutscher Sprache; der besseren Verständlichkeit halber gibt es Übertitel. Eintrittkarten für "Das schlaue Füchslein" gibt es im Haus der Musik (Telefon 05231/302078) und an der Abendkasse. Tickets kosten 20, 15 oder 10 Euro. Schüler und Studenten bezahlen jeweils die Hälfte des regulären Preises.

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