1. "Ein spezielles Stück Zeitgeschichte!"

    Bücher werfen neues Licht auf Rodenbergs Alltag und seinen Dichter / Neuauflage mit Anmerkungen versehen

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    RODENBERG (al). Reichlich Lesestoff gibt es seit wenigen Tagen für Interessierte an der lokalen Geschichte Rodenbergs. Zu verdanken ist dies zunächst dem gleichnamigen Dichter Julius Rodenberg, der vor genau 110 Jahren seine Kindheitserinnerungen öffentlich machte. Mehr noch aber hat eine Handvoll Einwohner Anteil an diesem neuen Licht auf den Alltag der Stadt um das Jahr 1850. Der Geschichtsarbeitskreis konkretisierte etliche Angaben, die der Dichter und Journalist nur andeutungsweise formulierte.

    Jetzt stellte Rudolf Zerries das Buch des von ihm gegründeten "Rodenberg Verlag" vor. Schon die Premiere mit "Klostermanns Grundstück" hatte für Aufmerksamkeit vor einigen Monaten gesorgt. Denn Zerries "übersetzte" das Originalwerk von der alten Frakturschrift in heute lesbare Zeilen und griff vorsichtig in Rechtschreibung und Zeichensetzung ein. Auf gleiche Weise verfuhr er mit den Erzählungen "Aus der Kindheit". Die heute im Original nicht mehr erhältlichen Beschreibungen hatte die "Martini-Loge" schon einmal 1979 in kleiner Auflage erstellen lassen, damals jedoch noch mit dem Original-Schriftbild. Was die jetzige Neuauflage aber besonders attraktiv macht, sind die Anmerkungen, die von dem aus Zerries sowie Marlies Berndt-Büschen, Hubert Finger, Fritz Hecht, Hartmut Sassmann, Helmut Stille und dem erst kürzlich verstorbenen Karl-Heinrich Wulf bestehenden Arbeitskreis formuliert worden sind. "Aber wir greifen damit in Rodenbergs Werk ein", gab der Verleger zu. Die Sache war es den Hobby-Historikern wert. Denn es gibt bis auf die Chroniken von Adolf Mithoff und Itzick Behrendt nur wenig Authentisches aus der Stadtgeschichte. Die vagen Andeutungen im Originaltext ließen sich jedoch entschlüsseln - zu so vielen Fakten, dass nur mithilfe von Fußnoten das Buch unüberschaubar geworden wäre. Also wurden die aktuellen Kommentierungen in kursiver Schrift eingefügt. Auf diese Weise erkennt der Leser, ob es sich um Rodenbergs Text oder um aktuelle Ergänzungen handelt. Eine Kostprobe gaben Marlies Berndt-Büschen und Fritz Hecht im Wechsel im Rahmen einer kleinen Lesung in der "Deisterbuchhandlung". Geradezu "ein spezielles Stück Zeitgeschichte" sieht Zerries in einer weiteren Veröffentlichung. Rodenbergs Verleger Elwin Paetel hatte 1901 zum 70. Geburtstag des Dichters Berufskollegen, Freunde und selbst Verwandte um Beiträge für eine Festschrift gebeten, die in vermutlich kleinster Auflage und nur als Präsent erschienen ist. Hubert Finger kam einem Exemplar des als verschollen vermuteten Werks im Internet auf die Spur, das nun in gleichartiger modernisierter Fassung, die beiden ersten Bände des "Rodenberg Verlag" ergänzt. Der Geehrte soll übrigens den ihm gewidmeten Band beiläufig beim Frühstück von Ehefrau Justina übergeben worden sein. Rodenberg hasste dem Vernehmen nach Ereignisse, die ihn in den Mittelpunkt stellen wollten. Die Bände "Aus der Kindheit" sowie die Festschrift sind zum Preis von jeweils 15,95 Euro im Buchhandel erhältlich. Auch "Klostermanns Grundstück" ist ebenfalls noch zu haben. Foto: al

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