Lemgo (pro). Passionierte Fans von Serien und Filmen wie Star Wars, Raumschiff Enterprise oder Babylon 5 träumen schon lange davon: Sind die in der Science-Fiction verwendeten Elemente umsetzbar? Hat der "Warp"-Antrieb Potential? Wie schützt man sich vor Gefahren im Weltall? Über fünfzig gespannte Zuhörer wollten Anfang Juni in der Astronomie-Vortragsreihe der Fachhochschule OWL in Lemgo erfahren, wie weit entfernt die Fiktion von der Realität ist. Entfernung war dabei das dominierende Thema des Abends. Professor Jochen Dörr, der hauptberuflich im Fachbereich der Maschinentechnik und Mechatronik doziert, erklärte einleuchtend und anschaulich die Probleme der in Film und Fernsehen präsentierten Verfahren. Der schwierigste Faktor ist, wie zu erwarten, die notwendige Technik für Reisen auf weit entfernte Planeten und Sterne: "Die aktuell verwandten Antriebsarten für Raketen sind viel zu ineffizient. Es werden nur minimale Bruchteile der Geschwindigkeit erreicht, die nötig wäre, um beispielsweise den nächsten Stern zu erreichen." Auch alternative Ideen wie ionenstofflich basierter Treibstoff seien nicht schnell genug, Tests mit thermoelektrischen Generatoren, in deren Innerem Plutoniumpallets durch radioaktiven Zerfall für Energie sorgen, seien durch das Verbot von Atomtests nicht weiterzuentwickeln.
Schnell aus dem Weg geräumt waren die Illusionen von Kryoschlaf und dem Einfrieren von Astronauten auf den langen Allmissionen: "Einfrieren funktioniert – nur das Aufwachen und Weiterleben nicht". Buchstäbliche Hindernisse stehen theoretisch notwendigen Geschwindigkeiten von 30.000 Kilometern pro Sekunde entgegen, wie anhand einer Erbse demonstriert wurde: Ein Stein der dreifachen Größe erlebe beim Kontakt mit der Erbse "die Einschlagskraft von drei Hiroshima-Atombomben". Ohne Schutzschild sei das Tempo deshalb kritisch. "Um weit entfernte Sterne zu erreichen, ist unsere letzte Hoffnung die unbemannte Raumfahrt", stellte Dörr deshalb gegen Ende heraus. "Viele unserer technischen Produkte halten nur wenige Jahre, deshalb bleibt es eine unfassbare Herausforderung ein Transportmittel zu schaffen, dass Jahrzehnte unter Weltraumkonditionen Stand hält." Wohnhaft in Bad Driburg, stellte der Diplom-Ingenieur ebenfalls kurz die eigene Person und seine Motivation vor, aus der heraus er die Reihe vor anderthalb Jahren übernahm. "Seit ich zwölf bin, lese ich die Zeitschrift ‚Sterne und Weltraum‘– vielleicht bin ich der langjährigste Abonnent", so die Anekdote zur Themenverbundenheit. Eine sichere Zukunftsperspektive bot schließlich doch das Maschinenbaustudium an der Uni Darmstadt, seine Leidenschaft für Astronomie lebt jedoch bis heute weiter. "Als die Hochschule OWL mich eingestellt hat, war gleichzeitig klar, dass ich diese Reihe hier als Zusatzangebot zu den regulären Studieninhalten übernehme." Sein Publikum – vor allem Studenten, aber auch externe Interessierte – war so zahlreich wie nie in den siebten Stock des Hauptgebäudes geströmt. Der Juli-Vortrag mit einer sich anschließenden Führung findet am Donnerstag, 7. Juli, um 19 Uhr im Hauptgebäude der Hochschule OWL in Lemgo im Raum 1.701 (7. Stock) statt. Das Vortragsthema lautet: "Exoplaneten (Planeten, die um fremde Sonnen kreisen): wie werden sie aufgespürt, welche Informationen haben wir über sie und wie haben wir diese gesammelt? Mit welchen Entdeckungen und Fortschritten ist zu rechnen." Der Eintritt ist frei. BUZ
