Weil der Landkreis keinerlei Rückmeldung aus dem rechten Lager erhalten hatte, verschob die Berlin-Schule die Einschulung auf den Sonntag (das SW berichtete). Dies sei zwar verständlich, aber schade, befand Samtgemeindebürgermeister Mike Schmidt: "An diesem Tag gehört die Straße kleinen Füßen und nicht braunen." In Haste findet die Einschulung aber wie geplant statt, worin einige einen Interessenskonflikt sehen. Die mit der Bahn anreisenden Familien könnten auf rechtsradikale Anhänger treffen. Die Polizei soll vor Ort Kollisionen vermeiden. Einige der Anwesenden hätten sich mehr Einsatz vom Landkreis gewünscht. Nach Angaben von Amtsleiter André Lutz mangelt es aber schlichtweg an Ansprechpartnern beim Veranstalter. "Wie kann es sein, dass jemand inkognito für 30 Jahre eine Versammlung anmelden darf?", empörte sich etwa Bernd Lescher von der Skigemeinschaft Nord. Im kommenden Jahr wiederholt sich das Dilemma. Dem pflichtete Schmidt zwar bei: "Das ist absolut ärgerlich und komplett unverständlich." Die rechtliche Situation sehe aber anders aus. Udo Husmann pochte darauf, für 2017 alle rechtlichen Ressourcen auszuschöpfen – zumal diejenigen, die den Trauerzug einst angemeldet haben, längst nicht mehr die Organisatoren sind. "Bad Nenndorf ist bunt"-Vorsitzender Jürgen Uebel sieht darin einen "Missbrauch des Versammlungsrechts". Zudem verwies er darauf, dass sich die Nazis bei ihrem Aufmarsch kaum noch aufs Winckler-Bad beziehen. Vielmehr hätten sie zuletzt Hassparolen gegen Bürger und die Demokratie propagiert. Ob und wie viele ungebetene Gäste am ersten Augustwochenende die Kurstadt heimsuchen, ist noch ungewiss. Von den rückläufigen Zahlen der aufmarschierenden Neonazis und deren Lethargie will man sich in Bad Nenndorf aber nicht anstecken lassen. Die Kurstadt plant sich wie immer bunt plakatiert, geschmückt und laut zu präsentieren. Um 9 Uhr sollen die Gegenveranstaltungen mit einem ökumenischen Gottesdienst und einer Predigt des geistlichen Vizepräsidenten Arend de Vries (Landeskirche Hannover) im Kurpark beginnen. Die Abschlussdemo wird wohl gegen 13 Uhr in der Kurhausstraße stattfinden. Statt einer Wiederholung des im letzten Jahr eher mau besuchten "Festes der Demokratie" soll Schmidt zufolge der Fokus wieder auf den privaten Partys entlang der Bahnhofstraße liegen. Das Ziel: den braunen Aufmarsch zum Winckler-Bad störend "begleiten". Uebel regte an, auch am Bahnhof eine Feier zu veranstalten. Zudem wünschte sich der Bündnischef, dass GBN-Schüler mit Blasinstrumenten und einem lautstarken Platzkonzert den Protest auflockern. Neben dem Schulelternrat hatte auch Direktorin Irmtraud Gratza-Lüthen Bedenken. Sie wolle nicht, dass ihre Schüler gefährdet werden. Den Vorschlag werde sie aber dennoch weiterleiten. Laut Polizei wäre ein örtliches Konzert zu schützen. Foto: jl/Archiv
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Die Straße sollte kleinen statt braunen Füßen gehören
Ärger über verschobene Einschulung / Wunsch nach laustarker Blasmusik / "Missbrauch des Versammlungsrechts"
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