1. "Die Medien und der Sicherheitsapparat haben versagt"

    Ratsgymnasium diskutiert über "Der Kuaför aus der Keupstraße" / Schüler und Lehrer vertiefen NSU-Anschlag von 2004

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    STADTHAGEN (gr). Ganz im Sinne einer Europaschule, wie es das Ratsgymnasium Stadthagen ist, gibt es auch einen Projekttag zum Thema Europa in der Schule. Dieser fand am 10. Juni zu den beiden Themen "Europa als Tourismusziel" und "Willkommenskultur in Deutschland - Umgang mit Flüchtlingen" statt. Die unterschiedlichen Jahrgänge erarbeiteten sich das Thema anhand verschiedener Filme, die Jahrgänge 10 und 11 schauten die Kino-Dokumentation "Der Kuaför aus der Keupstraße" in der Aula des RGS. Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion mit dem Regisseur Andreas Maus statt. Friedrich Lenz, Lehrer am Ratsgymnasium, leitete durch die Veranstaltung. Der Kino-Dokumentarfilm von Andreas Maus feierte beim Leipziger Dokumentarfilmfestival Premiere: "Der Kuaför aus der Keupstraße" zeichnet die Ermittlungen gegen einen türkischen Frisör aus Köln nach, dessen Geschäft Ziel eines Bombenanschlags wurde. Während die Behörden jahrelang einen Mafia-Hintergrund vermuteten und das Opfer selbst verdächtigten, zeichneten in Wahrheit die Rechtsterroristen des "Nationalsozialistischen Untergrunds" (NSU) für die Tat verantwortlich. Im Februar 2016 startete der Film in den Kinos.

    Die ersten Fragen richteten drei Mädchen auf dem Podium an den Produzenten, der für das Politmagazin "Monitor" arbeitet. Er berichtet, dass die Behörde sich zwar nicht geweigert hätten, ihm Informationen zu geben, allerdings auch nicht besonders kooperativ waren. Bei einem solchen Systemversagen aber auch verständlich, dass keine konkreten Äußerungen getroffen werden. Maus verweist auf die Akten, die ihm zugänglich gemach wurden und die beweisen, dass die Opfer des NSU-Anschlags 2004 in der Kneupstraße in Köln nicht übertrieben haben, bloß um ihr Schicksal zu dramatisieren. Aus den Verhören geht eindeutig hervor, wie heftig sie über mehrere Jahre hinweg vom Sicherheitsapparat drangsaliert wurden. Um das Thema auch auf den theoretischen Politikunterricht zu übertragen, wurde die Frage nach der Rolle der Medien in einem solchen Fall gestellt. Maus antwortet: "Jegliche Medien haben den Anschlag in Sensationsmanier aufgebauscht. Milieugeschichten wurden aufgenommen, mehr aber auch nicht. Die Medien haben ihre Rolle als kritischer Kontrolleur beim Nagelbomben-Attentat leider ncht richtig wahrgenommen". Der Regisseur ist der Meinung, das sich Deutschland mit seiner Geschichte beschäftigen muss und dies mit solchen Filmen hervorragend gelingt. Aus solchen Chroniken des Versagens kann mn nur lernen. Im Anschluss sind die Schüler in Kleingruppen mit ihren Politiklehrern und externen Referenten noch tiefer in die Materie eingetaucht. Foto: gr

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