Lemgo (nr). Antivirusprogramm installiert, Passwörter komplex gestaltet und die externe Festplatte hängt ohnehin in Dauerschleife am Computer. Was soll da noch schief gehen? Eigentlich ziemlich viel, wie die IT-Sicherheitsexperten Heiko Dross und Christian Woelk kürzlich erklärten. Innerhalb der Veranstaltungsreihe "Medienbildung im Kastanienhaus" gab es zum Thema Sicherheit im Internet ein "Wie geht das?" für zuhause.
"In den vergangenen Wochen hat die Bedrohung durch sogenannte Verschlüsselungstrojaner zugenommen. Radio und TV berichten gerne mit Sicherheitstipps, doch näher betrachtet sind diese sehr oberflächig und nicht zielführend." Das sagen zwei Sicherheitsexperten, die ein einfaches Sicherheitskonzept für jedermann erstellt und eine kleine "Sicherheitssuite" aus diversen Software-Tools zusammengebaut haben, die in Kombination geeigneten Schutz herstellen sollen. "Wir wollen auch beim Thema Medienbildung erreichen, dass ältere Menschen in einer digitalen Welt nicht abgehängt werden", sagte Rolf Eickmeier zur Begrüßung. "Das bedeutet, dass wir die Themen behandeln, die interessieren und auch darauf eingehen, welche Rolle digitale Medien und deren Gefahren gerade in den Bildungseinrichtungen Lemgos spielen. Dass eine digitalisierte Welt Gefahren birgt, ist keine Neuigkeit, wie Christian Woelk erklärte. Allerdings sei bisher nur oberflächlich dagegen angegangen worden. Trojaner und Co. schleichen sich aber auf immer unauffälligeren Wegen in die Systeme und richten eklatant hohe Schäden an. "Und das betrifft sowohl Unternehmen, als auch Privatpersonen, die meist lange Zeit unerkannt gehackt, ausgekundschaftet und letztendlich geschädigt werden", weiß Christian Woelk. "Besonders Unternehmen und Kommunen gehen in Sachen Sicherheit digitaler Medien vermehrt in die Tiefe und lassen ihre Systeme auf Schwachstellen überprüfen. Sie sind hinsichtlich bekannt gewordener Sicherheitslücken sehr nervös geworden." So bergen die Anhänge von Invoice-Mails Gefahren oder aber auch auf Bewerbungsunterlagen spezialisierte Ransomware (Trojaner) verschlüsselt Daten, auf die der Nutzer dann nicht mehr zugreifen kann. Dass auch Privatpersonen sich in Zeiten von Twitter, Facebook oder aber dem regelmäßigen E-Mail-Verkehr mit Datensicherheit auseinandersetzen müssen, wird schnell beiseite geschoben. Gerade in diesem Bereich sei das "Social Engineering", also der personalisierte Angriff immer häufiger. Der Nutzer werde auf vielen Ebenen angreifbar und vielfach sei das nicht einmal der Fehler der Nutzer, sondern der Freunde in den sozialen Medien, die unbewusst Namen oder Daten preisgeben. Immer wiederkehrende Programmupdates erscheinen schnell überflüssig. "Aber Updates sind wichtig", sagte Christian Woelk. "Jedes Update schließt wieder eine Sicherheitslücke." Häufig seien Programme aber schon infiziert, so dass die Virenscanner-Funktion lahmgelegt sei, ohne das der Nutzer das merke. Aktiv zur Wehr setzen kann man sich dennoch, wie beide Fachleute betonen. Zweitscanner, regelmäßiges Wechseln der Antivirussoftware, das Nutzen virtueller Browser, Verschlüsselung von Daten und das Abspeichern solcher Daten auf einer externen Festplatte können schon einigen Schutz bieten. Heiko Dross demonstrierte, wie schnell Hacker ein eigentlich geschütztes Passwort innerhalb kürzester Zeit in Klarschrift übertragen konnten und machte schnell deutlich, wie groß die Gefahren im Netz wirklich sind. Die größte Sicherheitslücke stelle allerdings der Nutzer selber dar. Der Besuch verseuchter Webseiten, Werbung, die von Anbietern nicht auf schadhafte Software überprüft werden kann oder aber ein Angriff durch Ransomware seien weitaus größere Gefahrenquellen. "Gefährlich ist das Gefühl der Sicherheit", weiß Christian Woelk. Der Abend offerierte wichtige Informationen für die Teilnehmer, um sich in den nächsten Tagen vermehrt mit dem Schutz ihrer digitalen Medien auseinanderzusetzen.