1. Bildung, die zum Schwingen und Klingen bringt

    Schlaffhorst-Andersen-Schule feiert 100-jähriges Bestehen: Ideen begeistern bis heute / Frischer Esprit in der Wandelhalle

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    BAD NENNDORF (jl). Mit einem munteren wie stimmgewaltigen Festakt hat die Schlaffhorst-Andersen-Schule ihr 100-jähriges Bestehen gefeiert. Zahlreiche Gastredner, darunter Niedersachsens Sozialministerin, gratulierten dem Geburtstagskind, dem man freilich sein Alter nicht ansieht. Im Gegenteil: Mit diversen Auftritten zwischen den Wortbeiträgen versprühten Lehrkräfte wie Schüler frischen Esprit in einer rappelvollen Wandelhalle: vom Klavierduett über Sprechertext bis zu Chorgesang. Schulleiter Torsten Lindner dankte allen Freunden, die das 100-Jährige der Schule in Trägerschaft des Christlichen Jugenddorfwerks Deutschland (CJD) überhaupt ermöglicht haben: "Mit so viel Unterstützung ist es nicht schwer, so alt zu werden." Er wünschte sich, dass seine Schule auch weiterhin nicht nur im Trend, sondern Trendsetter ist.

    Den "umfassenden und nachhaltigen Ansatz" der Schlaffhorst-Andersen-Einrichtung würdigte Cornelia Rundt. "Ihre Schule leistet einen wichtigen Beitrag zur gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung", sagte die niedersächsische Ministerin für Soziales und Gesundheit. Als bedeutungsvolle Entwicklungen auf dem Weg dorthin hob sie die staatliche Anerkennung der Ausbildung zum Atem-, Sprech- und Stimmlehrer 1982 sowie die Zulassung von den Krankenkassen für die Therapiedurchführung ein Jahrzehnt später hervor. Ihrem Empfinden nach erfahren die CJD-Absolventen neben der fachlichen Qualifikation vor allem auch eine Begleitung und Entwicklung. Seit 1984 leiste die Schule einen "unverzichtbaren Beitrag" in Bad Nenndorf. Und eines sei der Ministerin sofort aufgefallen: "Das ist hier heute ein Familientreffen." Applaus hallte durch den Saal. Mit einer lockeren Rede unterhielt Mike Schmidt das Publikum. Ein Lacher jagte den nächsten, bei keinem anderen Redner applaudierten die Gäste derart oft. Der Samtgemeindebürgermeister "warnte" davor, ab dem 100. Geburtstag nun jedes Jahr vorbeizukommen, und freute sich darüber, dass die CJD-Schüler auch die Wirtschaft vor Ort ankurbeln. Und er hob die Monopolstellung der Einrichtung hervor. Wer die Ausbildung zum Atem-, Sprech- und Stimmlehrer absolvieren möchte, komme an Bad Nenndorf nicht vorbei. Und weil die Zusammenarbeit zwischen Stadt und Schule "wirklich gut funktioniert", er aber keine Blumen dabei hatte, umarmte er zum Geburtstag herzlich die kaufmännische Leiterin Patricia Köper. Andreas Griese, Leiter des CJD-Verbundes Niedersachsen Nord-West, wollte Schmidt sogleich als Dozent für das Unterrichtsfach "freie Rede" anheuern. Zwei Weltkriege, acht Umzüge, Weiterentwicklungen in der Medizin, Psychologie und Pädagogik – an das, was die Schlaffhorst-Andersen-Schule bereits durchlebt hat, erinnerte die Vorsitzende des Freundeskreises. Dieser hatte 1977 nach fast 40 Jahren die Schulträgerschaft abgegeben. Heute gedeihe die Ausbildung unter dem CJD, sagte Gesine Cramer. "Die Ideen der Gründerinnen haben nicht an Strahlkraft verloren und begeistern bis heute." Im Gepäck hatte sie eine 1000-Euro-Förderung für ein neues Klavier. Einen "ungeheuren Lebenswillen" in der Schule sah Marion Malzahn, Vorsitzende des Bundesverbands der Atem-, Sprech- und Stimmlehrer. CJD-Vorstandssprecher Matthias Dargel lobte, es sei alles andere als selbstverständlich, eine Ausbildung über 100 Jahre zu bewahren und weiterzuentwickeln. Für diesen Erfolg sollte man Gott danken. Denn: "Wenn etwas gelingt, ist das nicht nur Leistung, sondern auch Gnade." Weil Atem zu Leben führe, seien Atem-, Sprech- und Stimmlehrer auch Lebenslehrer. "Sie bringen den Leuten das Leben bei", so Dargel. Dass jeder individuell dort abgeholt wird, wo er steht, das begeistert unter anderem die angehenden Lehrer an ihrer Ausbildung, wie die Schülervertreterinnen verrieten. Unter Beifall schlossen sie ihre Rede mit: "Hier wird Bildung ermöglicht, die zum Schwingen und Klingen bringt." Foto: jl

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