Nicht zum ersten Mal haben sich die Bergleute an diesem Ort getroffen. Nienburgs Landrat Detlev Kohlmeier erinnerte sich in seinem Grußwort noch daran, dass er zwei Jahre zuvor ein ähnliches Publikum an diesem Ort vor sich sah. Seinerzeit war es für ihn ein Sprung ins kalte Wasser. Mit der Bergbau-Tradition der Region – allein in Rehburg-Loccum existieren drei Bergmannsvereine – hatte er sich zuvor nicht auseinander gesetzt. Nun wusste er mehr, war gut vorbereitet und erntete lediglich ein Hintergrund-Murmeln, als er von der Bergmannstracht als "Uniform" sprach. Dass diese schwarze Tracht mit ihren vielen dicken goldenen Knöpfen ein gutes Stück der beim Landestscherper viel beschworenen Tradition ausmacht, ließ sich schon daran ersehen, dass kaum einer der Gäste anderes trug. Andere Traditionen, wie die Solidarität unter Bergleuten, blitzen ebenso in den zahlreichen Grußworten durch. Notwendig sei diese Solidarität bei der gefahrvollen Arbeit im Berg immer gewesen, sagte der Landesvorsitzende Rolf Sindram. Solidarität unter den Vereinen sei aber auch notwendig, um die Erinnerungen um die Traditionen und Errungenschaften des Bergbaus aufrecht zu erhalten. Das sei ein mühseliges Geschäft – aber wer nicht wisse, wo er herkomme, der wisse auch nicht, wo er hinwolle. Für den Bergbau und auch die Bergmannsvereine hörten seit langem viele die Totenglocken läuten. Das müsse aber nicht so sein, wenn alle zusammen stünden, und dieses sei auch einer der Gründe, weshalb das diesjährige Motto des Treffens "Wir sind noch da!" laute. Die Klagen über das nahende Ende der Steinkohle und über das schlechte Ansehen des Bergbaus auch vor dem Hintergrund von weiteren Umweltthemen zog sich durch viele der Grußworte. Ebenso hoben aber viele die Bedeutung des Bergbaus für Deutschland hervor: ein Vorreiter der Industrialisierung sei er gewesen, habe maßgeblich zum Wohlstand Deutschlands beigetragen, für die Energieversorgung sei Kohle notwendig und ohne Bergbau würde es keine Computer geben. Besinnung auf das, was den Bergbau ausmacht und welchen Stellenwert er haben sollte, stand im Mittelpunkt – wozu das nahezu trotzig anmutende Motto bestens passte. Dass Stahl und Kohle für Gutes wie für Schlechtes stehen, darauf ging auch der niedersächsische Finanzminister in seiner Festrede ein. Der Aufbau der deutschen Industrie-Nation gehe auf das Konto dieser beiden Wirtschaftszweige, sie hätten aber auch dazu beigetragen, dass Deutschland eine Krieg treibende wie auch Rüstungs-Nation geworden sei. Die Bedeutung der Grundstoff-Industrie, fügte Schneider mit Blick auf die derzeitige Situation hinzu, werde aber häufig unterschätzt. Bevor die Bergleute, bei denen sich nach rund zwei Stunden, in denen sie Rednern lauschten, leichte Unruhe breit machte, zu ihrem traditionellen Tscherper-Essen wechseln konnten, kam der gastgebende Verein noch zu Ehren. Der Rehburger Bergmanns-Verein "Glück Auf" hatte sich um die Ausrichtung dieses Treffens nämlich bemüht, da er in diesem Jahr sein 60-jähriges Bestehen feiert. Ihr Gründungsmitglied Hans Oberdanner, der auch lange Jahre Vorsitzender ihres Vereins war, machten die Rehburger Bergleute zum Ehrenvorsitzenden. Vom Landesvorsitzenden gab es dazu die Verdienstmedaille des Landesverbandes in Gold – und Glückwünsche vom Minister. Foto: jan
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"Wir sind noch da!" als trotziges Motto
Landes-Treffen der Bergmannsvereine in Rehburg / Klagen des Sterbens der Steinkohle zieht sich durch die Grußworte
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