1. Malereien indischer Frauen

    Ausstellung "Khovar und Sohrai" bei St. Nicolai ab 5. Juni

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    Lemgo. Nicht allzu oft bekommt der Kunstinteressierte so archaische Formen zu sehen, wie in den aus Indien stammenden Malereien, die in der Ausstellung "Khovar und Sohrai" im Gemeindezentrum von St. Nicolai vom 5. Juni bis zum 14. August gezeigt werden.

    Großflächig, lebendig, in den Erdfarben (Braun, Rot, Ocker, Gelb) und ausschließlich mit Naturmaterialien wie Erde, Sand und Pflanzen sind Tier- und Pflanzenmotive sowie Ornamente ursprünglich auf die Innen- und Außenwände von Lehmhäusern im Nordosten Indiens gemalt worden. Es sind uralte Motive, Fische, Elefanten, Schlangen, Vögel, die nach jedem Monsun, der die Wände der Lehmhäuser zerstört hat, von den Frauen der Dörfer nach alten Traditionen aufgetragen werden. Die Darstellungen sind in ihrer Einfachheit und Originalität beeindruckend und Zeugnisse einer eigenständigen Kultur. Im Frühjahr, zur Hochzeitszeit (Khovar), werden die Motive aus zwei Farbschichten (Weiß auf Schwarz) "ausgekratzt", während sie im Herbst zur Erntezeit mit Erd- und Naturfarben auf den frischen Lehmputz der Häuser aufgetragen werden. Nun droht die Entwicklung im modernen Indien, die Jahrtausende alte Kultur der Adivasi zu zerstören, weil in ihren Wohngebieten Bodenschätze gefunden wurden, für deren Abbau die Bewohner ihre Heimat verlassen müssen. Dies hat nicht nur eine menschliche Entwurzelung zur Folge, sondern auch eine Vernichtung ihrer Kultur und Tradition. Denn an Häusern aus Beton oder aus Ziegeln sind die Bemalungen nicht möglich. Glücklicherweise gestalten die Frauen jetzt – entgegen ihrer Tradition – ihre Malereien auf Papier. Die Werke sind weltweit in Museen sowie in Ausstellungen in Indien (Delhi, Kalkutta, Mumbai, Chennei, Bangalore), Australien, Canada, Schweden, Großbritannien und Deutschland gezeigt worden. Die Malereien der Asivasi-Frauen unterscheiden sich in ihren zurückhaltenden Farben von der Farbintensität und -fülle, die sonst in Indien anzutreffen ist. Umwelt und Natur spielen eine größere Rolle als Götterbilder. Die Ausstellung im Gemeindezentrum von St. Nicolai, Papenstraße 19, ist mittwochs von 15 bis 17 Uhr und sonntags von 9 bis 12 Uhr geöffnet. Die Eröffnung der Kunstausstellung ist am Sonntag, 5. Juni, um 11.30 Uhr.

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