1. "Solidarität unter den Völkern Europas fehlt"

    Winfried Gburek gemeinsam mit Bischof Komarica auf Vortragsreise / Annährung der Religionen und Ethnien wichtig

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    WUNSTORF/SALZBURG/NÜRNBERG (gi/r). Die Dringlichkeit der "Annäherung" unter den ethnischen Gruppen und Religionen hoben Bischof Franjo Komarica, Banja Luka, und Winfried Gburek, Wunstorf, für den Friedensprozess in Bosnien und Herzegowina hervor. Gemeinsam referierten sie in Nürnberg, auf Einladung der Kroatischen Mission und in Salzburg auf Einladung der Paneuropa Bewegung Österreich - jeweils in vollbesetzen Sälen - über die Situation des Landes - zwanzig Jahre nach Kriegsende im ehemaligen Jugoslawien und 20 Jahre nach der Unterzeichnung des Dayton-Vertrages – mit besonderem Blick auf die Perspektiven für Versöhnung und Frieden im Land sowie den Handlungsbedarf internationaler Politik.

    In Bosnien und Herzegowina seien die "Kriegswirren" der 1990er Jahre auch heute noch nach wie vor deutlich spürbar, so die Referenten, die dafür zahlreiche Beispiele ausführten. Folgen eines "sinnlosen Stellvertreterkrieges", wie der Journalist Gburek betonte und seine massiven Sorgen gegenüber dem Land erläuterte, "das wie kein anderes Land in der Welt vermint ist". Bosnien und Herzegowina liegen in Europa und "ist ein Pulverfass, nicht zuletzt durch das aktuelle Auftreten, Einwirken und konkrete Handeln der westlichen und östlichen Großmächte Europas, sowie der Türkei und Chinas". Keiner frage danach, was mit den rund einer Million Waffen und mehreren Tonnen Sprengstoff geschehen könne, die sich seit Kriegsende 1995 in staatlichen und vor allem privaten Händen befinden. Er verortet außerdem ein "Desinteresse" und "himmelschreiende Unkenntnis" Europas bezüglich der politischen, wirtschaftlichen und "vor allem menschlichen Situation" im Land. Gburek: "Wer das Land nicht befriedet, kann nicht davon ausgehen, dass es in Frieden bleibt und somit auch nicht, dass der Friede in Europa stabil bleibt." Ziel ihrer gemeinsamen Vortragsreihe sei es, gerade hierbei für Information und Aufklärung zu sorgen, sowie für das "vergessene Land im westlichen Balkan den Friedensprozess unter der Bevölkerung als auch unter den verantwortlichen Politikern zu beleben", hoben Gburek und Komarica hervor. "Aber Versöhnung sei nur über die Kenntnis und Anerkennung der Wahrheiten des jüngsten Krieges möglich." Aus diesem Grunde hätte er mit Bischof Komarica auch das gemeinsame Buch mit dem Titel "Liebe.Macht.Erfinderisch. - Enthüllungen" verfasst, um möglichst vielen die Informationen gebündelt und konkret in die Hand geben zu können. Seit zwei Dekaden zeigt sich eine besorgniserregende Verdrängung der Christen in Südosteuropa, betonte Komarica, der den Verlauf der jüngsten Geschichte persönlich miterleben musste. Dies ist eine Situation, "mit der man sich auch in kirchlichen Kreisen nicht ernsthaft beschäftigt", sparte der Bischof nicht an deutlicher Kritik. "Wir konnten in Bosnien und Herzegowina viel Gutes tun, es ist uns gelungen, Versöhnung nicht nur zu predigen sondern auch zu praktizieren", zog Komarica Bilanz. Die Bestandsaufnahme fällt aber auch pessimistisch aus: "Die Solidarität unter den Völkern, auch der christlichen, fehlt. Diese Entwicklung ist verhängnisvoll, denn manches ist irreparabel." Gburek wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass der IS Tausende von Sympathisanten in Bosnien und Herzegowina vorfindet, was angesichts der Lebensumstände in diesem Land auch nicht verwundern könne. "Zahlreiche verlassene Ortschaften, in denen oftmals zuvor die während des Krieges vertriebenen Kroaten lebten, werden von der IS besetzt oder aufgekauft, als Ausbildungsstützpunkte ihrer Terroristen und als Sprungbrett ihrer Ziele innerhalb Westeuropas ausgebaut. Und die Welt schaut zu!" Erzabt Korbinian Birnbacher, Hausherr vom Stift St. Peter, dem Vortragsort in Salzburg, bezeichnete Bischof Komarica als Märtyrer. Der Salzburger Erzbischof Franz Lackner äußerte sich bestürzt über die Informationen und Beschreibungen des Vortrages und sagte: "Angesichts der nahezu aussichtslosen Situation, vor allem für Katholiken in dem Balkanland, wo wir uns und wo ich mich persönlich schuldig bin, da ich mich nicht genauer darüber informiert und dementsprechend gehandelt habe." Teilnehmer des Vortragabends in Salzburg bedankten sich bei beiden Gästen für den Vortrag. Einige von ihnen verglichen Gburek mit Johannes, dem einsamen Rufer in der Wüste, der nicht schweigt, trotz Widerstände und Gleichgültigkeit, die Nachrichten über Bosnien und Herzegowina in die Welt zu tragen. Foto: privat

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