1. "Der Flächenfraß muss ein Ende haben"

    Landwirte kritisieren geplanten Trassenbau / Intakter Kulturlandschaft droht die Zerstörung / Ersatzland gefordert

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    REGION (gi). Auf dem Betrieb von Hans-Heinrich Edeler in Döteberg trafen sich Vertreter des Landvolkkreisverbandes Hannover und betroffene Landwirte aus Barsinghausen, Seelze und Wunstorf, um auf die Auswirkungen des geplanten Bahnausbaus der ICE-Verbindung zwischen Hannover und Bielefeld sowie der Verlegung der B65 zwischen Nordgoltern und Everloh aufmerksam zu machen. Als berufsständische Vertretung von mehr als 3.500 Landwirten und Grundbesitzern in der Region Hannover kritisiert der Landvolkkreisverband Hannover die geplanten Projekte und befürchtet die Zerschneidung der Landschaft und landwirtschaftlicher Flächen. Der damit verbundene Flächenverbrauch würde dazu führen, dass viele landwirtschaftliche Betriebe in ihrer wirtschaftlichen Existenz bedroht würden. Mit der Realisierung der Projekte gingen der Landwirtschaft, aber auch der Bevölkerung, eine erhebliche Anzahl landwirtschaftlicher Flächen unwiederbringlich verloren. Bei den Flächen handelt es sich um Böden, die als besonders ertragsreich und ertragssicher eingestuft sind.

    Aufgrund der Nähe vieler Projekte zum Ballungsraum Hannover waren bereits in der Vergangenheit Großteile der Grundbesitzer vom Ausbau des Straßen- und Schienenverkehrs sowie der dazugehörigen Bauten (Brücken oder Tankrastanlagen) betroffen. Hinzu kommt noch der Verlust von landwirtschaftlichen Flächen für Wohnbebauung und Gewerbeflächen. "Der Flächenfraß muss ein Ende haben. Besonders Kolenfeld hat in den vergangenen Jahren durch den Bau der Deponie, die Autobahnverbreiterung und das Gewerbegebiet Luthe viel landwirtschaftliche Fläche verloren", erklärt der Kolenfelder Landwirt Fred Arkenberg. Im derzeitigen Regionalen Raumordnungsprogramm beziffert die Region Hannover einen Flächenverbrauch von 0,75 Hektar pro Tag – das sind 273,75 Hektar im Jahr. "Mit dem Bau der Bahntrasse wird die intakte Kulturlandschaft mit guten landwirtschaftlichen Strukturen, bestehend aus optimalen Schlaggrößen, Wegenetzen, Gräben oder Drainagen, zerstört. Diese Strukturen stärken die Wettbewerbskraft der Betriebe und sichern so deren Fortbestand. Die heutigen Strukturen wurden zum größten Teil in der Vergangenheit im Rahmen von aufwändigen und kostspieligen Flurbereinigungsverfahren geschaffen und würden durch den Bau zerstört", kritisiert Arkenberg. Der Landvolkkreisverband Hannover fordert daher die Flächeninanspruchnahme möglichst gering zu halten. Um dieses zu gewährleisten, sollte zum Beispiel die Eingriffsregelung im Naturschutzgesetz modifiziert werden. Außerdem fordert der Verband, dass der Vorhabenträger ausreichend Ersatzland zur Verfügung stellt. Beispielsweise können Flächen im Eigentum des Landes oder Bundes (Domänenland) als Ersatzland angeboten werden. Nur so sei gewährleistet, dass die Nachteile nicht ausschließlich auf die privaten Grundeigentümer verteilt sind. Die Deutsche Bahn selbst favorisiert die "Kasseler Kurve". Hier wäre ein Ausbau von nur fünf Kilometern erforderlich. Dieser Ausbau sei kostengünstiger und schaffe freie Kapazitäten auf der vorhandenen Strecke Richtung Bielefeld, über die dann die ICEs fahren können. Foto: privat

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