1. Drei Bücher warten auf interessierte Leser

    Hobbyautor sucht einen Verlag / Wolfgang Schiefer schreibt Lebenserinnerungen / Kinderheit in Sachsen

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    LAUENAU (al). Vor einigen Monaten hat er sich noch bei der Betreuung von Flüchtlingen in Rodenberg engagiert: Der ehemalige Gymnasiallehrer Wolfgang Schiefer erteilte eine Weile Sprachunterricht. Warum sich der 79-Jährige auf sein Fahrrad schwang und in die Deisterstadt tourte, hatte etwas mit der eigenen Vergangenheit zu tun: Als Flüchtlingskind kann er die Begleitumstände der Asylsuchenden, die von Nordafrika oder Nahost kommen, nachvollziehen: "Ich habe doch eigentlich Ähnliches erlebt."

    Interessierte könnten es nachlesen. Denn Schiefer blickt auf inzwischen drei dicke Manuskriptstapel. Zwei hat er seinen Lebenserinnerungen gewidmet. Ein dritter Band befasst sich mit urzeitlichen Besiedlungen. Doch aus einem oder mehreren Büchern wird es bislang nichts: Es findet sich kein Verleger. Und das Risiko einer hohen Vorkasse wollte er nicht eingehen. Bald nach seiner Pensionierung fing Schiefer mit dem Schreiben an. Die Söhne hatten ihm einen Computer geschenkt, an dem rasch 280 Seiten entstanden. Die Kindheit im sächsischen Tharandt war vom Krieg beeinflusst. Zeitweilig versteckte sich die Familie vor russischen Truppen in einer Waldhöhle. Unter Gewehrsalven und bei strömendem Regen wagte die Mutter mit ihren vier Kindern die Flucht in den Westen bei Oebisfelde, organisiert von einem Schleuser. Mit seinen elf Jahren war der Junge der Älteste unter den Geschwistern. Es folgten Monate im Aufnahmelager Uelzen und in Baracken bei Nienburg unter unbeschreiblichen sanitären Voraussetzungen. Schiefer schaudert es noch heute. Nur die Sprachbarrieren, die die Flüchtlinge heutiger Tage das Eingewöhnen erschweren, gab es für ihn damals nicht. So überzeugte er mit schulischen Leistungen und kam 1958 als Junglehrer nach Altenhagen II. Die Gymnasien Gehrden und Bad Nenndorf waren weitere Stationen in 42 Dienstjahren. Während er sein erstes Buch mit "Durch dick und dünn" betitelt hat, sind seine Erlebnisse in Studium und Beruf im zweiten Band als "Keine Stunde wie die andere" zusammengefasst. Schülerstreiche wird der Leser darin weniger finden, wohl aber Schiefers Erfahrungen in allen Schulformen – bis hin zu Sonderschule und gar Vorträgen des Biologie-Experten an der Tierärztlichen Hochschule. In seinem dritten Buch ("Die Toten von Horsthagen") beschäftigt er sich mit der Besiedlung der hiesigen Region in der Bronzezeit und schildert seine Theorien zu möglichen kleinen Wohngemeinschaften, deren Alltag und deren Sprachentwicklung. Aber: Gelesen hat seine Arbeiten noch niemand, "wohl nicht einmal der Lektor eines Verlags", dem er die Manuskripte vorgelegt hatte. So bleiben die drei Buchentwürfe im Familienbesitz. Vielleicht lesen sie ja mal seine Kinder oder Enkelkinder. Foto: al

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an