RODENBERG (jl). Die Flüchtlingsthematik beschäftigt auch junge Menschen intensiv. Das zeigte eine Diskussionsrunde zwischen Schülern des zehnten Jahrgangs und dem Politiker Karsten Becker an der IGS Rodenberg. In Vorbereitung auf den landesweiten EU-Schulprojekttag am 2. Mai stellten die Jugendlichen zu selbst gewählten Themenbereichen aus der Europäischen Union Fragen – und löcherten Becker geradezu in Sachen Flüchtlingskrise. "Wie stehen Sie zur Verteilung der Flüchtlinge in Europa?", "Braucht Deutschland eine Obergrenze?" oder "Warum behebt man das Problem nicht bei der Ursache?". All das lag den Zehntklässlern auf dem Herzen oder besser gesagt: auf der Zunge. "Wenn wir die Flüchtlinge auf die G20-Staaten verteilen, dann würden wir das schon gemeinsam geregelt bekommen", meinte etwa Schüler Matthias. Der Landtagsabgeordnete nickte zwar, gab aber gleichzeitig auch zu bedenken: Solange Fluchtursachen ungelöst blieben, suchten sich Menschen einen anderen Platz zum Leben. Würde sich die Erde beispielsweise um mehr als zwei Grad erwärmen, wären zu den bisher 60 weitere 200 Millionen Menschen weltweit auf der Flucht. Damit dies nicht geschehe, müssten 90 Prozent der fossilen Brennstoffe in der Erde bleiben. Eine Kontingentierung des Flüchtlingsstroms und eine europäische Übereinkunft seien aber dennoch zwingend, so Becker. Die IGS-Schüler interessierten sich aber noch für weitaus mehr. Sie debattierten mit Becker unter anderem über die Kunst des nur sekundenversetzten Simultandolmetschens (Becker: "Das ist wirklich sportlich!"), die Auswirkungen des transatlantischen Handelsabkommens TTIP auf das Sonderklagerecht von Unternehmen und kommunalpolitische Pläne im hiesigen Wahlkreis Schaumburg/Nienburg. Die Zehntklässler ließen es sich ebenso nicht nehmen, einmal ganz direkt nachzufragen: "Was halten Sie von Sigmar Gabriel und wie finden Sie als Ex-Polizist die Legalisierung von Cannabis?". Vom Wirtschaftsminister wünschte sich Becker ein "forscheres Vorgehen". Er räumte aber auch ein: Den Ausbau der regenerativen Energien zu gewährleisten ohne die wirtschaftliche Basis Deutschlands zu riskieren, sei schwierig zu tarieren. Und Haschisch zu legalisieren ist aus Sicht des Landespolitikers ein "falsches Signal". Zu schädlich seien die Auswirkungen auf den Körper. Insgesamt drei Stunden unterhielten sich die jungen Menschen angeregt mit Becker. Immer wieder schossen Hände in die Höhe, die sich hartnäckig oben hielten, bis die Frage gestellt werden konnte. Foto: jl
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Von Ursachen der Flucht über Sigmar Gabriel bis hin zu Cannabis, die IGS-Schüler fragen nach
Diskussion mit dem Landtagsabgeordneten Karsten Becker / Zehntklässler bereiten sich auf EU-Projekttag vor
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