1. Wo Justitia zuhause ist

    Stadtmarketing blickt hinter die Landgericht-Kulissen

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    BÜCKEBURG (sk). "Wir sind hier an einem ungewöhnlichen Ort, den manche vielleicht noch gar nicht kennen gelernt haben", begrüßte Landgerichtspräsidentin Eike Höcker die Mitglieder des Stadtmarketings zur Führung durch das Landgericht. Im Schwurgerichtssaal, wo es sich die Gäste auf den Besucherplätzen gemütlich machen durften, berichtete die Präsidentin über die bewegte Geschichte von Haus und Behörde. Neben dem Landgericht und dem Amtsgericht hat auch der Niedersächsische Staatsgerichtshof seinen Sitz in der Herminenstraße. "Das Gebäude ist zwar alt, aber nicht uralt", so Höcker. Zeitgleich mit dem Herminenpalais Ende des 19. Jahrhunderts erbaut, beherbergte das Gebäude ursprünglich die schaumburg-lippische Regierung sowie den Landtag. Als eigenständiger Staat besaß das Fürstentum ein eigenes Parlament mit 15 Abgeordneten und eine aus fünf Ministern bestehende Regierung. Den Bau des Gebäudes hatte der damalige Fürst Georg in Auftrag gegeben. Dieser wollte das Bückeburger Schloss erweitern – die Regierung musste anderweitig unterkommen. "Zwar ist das Landgericht nicht so prächtig wie das Herminenpalais, aber ich bin trotzdem froh in so einem schönen Gebäude arbeiten zu dürfen", bekannte die gebürtige Bückeburgerin. 1918 übernahm dann der Arbeiter- und Soldatenrat die Regierungsgeschäfte in Bückeburg. Das Besondere: "Bückeburg war kein politisch-konservatives Gebiet und von Beginn an SPD-dominiert." Seine erste gültige Verfassung erhielt der Freistaat Schaumburg-Lippe im Jahre 1922. Diese Selbständigkeit musste aber mit Ende des Zweiten Weltkrieges aufgegeben werden, als die Region im neu gegründeten Niedersachsen aufging. Das Landgericht selbst zog allerdings erst im Jahre 1953 von der Bahnhofstraße in die Herminenstraße.

    "Wir haben hier in Bückeburg ein sehr, sehr kleines Landgericht", so Höcker weiter. In der Regel seien Landgerichte zehn Mal so groß. Das bedeutet aber auch: "Die Mitarbeiter müssen hier alle Aufgabenbereiche übernehmen, sonst funktioniert es nicht." Besonders stolz ist die Präsidentin daher auf die gute Prozessbewältigung. Der Verfahrensstau der vergangenen sei inzwischen weitgehend beseitigt. Der überwiegende Anteil der Arbeit bestehe derzeit aus Zivilprozessen. Trotz sinkender Verfahrenszahlen ist der Justizstandort jedoch aus dem Bückeburger Leben nicht mehr wegzudenken. Das Landgericht habe durch das juristische Leben eine große Bedeutung für den Standort mit enormen Auswirkungen auf die Entwicklung des Wirtschafts- und Bankenleben der Stadt sowie der Umgebung. Bevor zum Schluss zu einem Glas Wein geladen wurde, durften die Gäste noch einen Blick in einige der angrenzenden Räumlichkeiten werfen, wie beispielsweise in das Zeugenschutzzimmer oder die kleine Verwahrzelle direkt neben dem Gerichtssaal. Bettina Remmert vom Vereinsvorstand zeigte sich sehr zufrieden mit dem Ausflug hinter die Kulissen. "Wir wollen unseren Mitgliedern mit dieser Aktion ein wenig für ihren Einsatz zurückgeben und ihnen die Möglichkeit bieten, sich auch mal außerhalb der offiziellen Anlässe zu Gesprächen in lockerer Runde zu treffen", erläuterte Remmert. Die Mitgliedertreffen sollen in Zukunft zweimal jährlich stattfinden. Foto: sk

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