BAD NENNDORF (jl). Frisch gebackene Erstklässler sollten ihren Einschulungstag "angstfrei und in einer angenehmen Atmosphäre" genießen. Davon ist Torsten Rolke überzeugt. Der Rektor der Bad Nenndorfer Grundschule hat deswegen entschieden, die diesjährige Einschulung um einen Tag zu verschieben. Grund ist der alljährliche Neonazi-Aufmarsch. Noch bis 2030 ist er für den ersten Sonnabend im August angemeldet – würde also in diesem Jahr mit den Einschulungsfeiern am 6. August kollidieren.
"Wer die Situation hier in Bad Nenndorf kennt, weiß, dass Straßen abgesperrt werden, Hundertschaften der Polizei marschieren und Besucher in bestimmte Bereiche nicht hineinkommen können", erklärt Rolke. Obendrein würden die rechten Demonstranten unmittelbar am Schulgebäude in der Bahnhofstraße vorbeiziehen. Die jungen Schüler sollten aber mit einem "positiven Gefühl", an das sie sich erinnern können, ins Schulleben starten. Deshalb hat der Rektor den Landkreis eingeschaltet. Bereits 2010 war es diesem gelungen, das Organisationsteam des Trauermarsches zu einer Vertagung zu bewegen. "Bisher gibt es aber keinerlei Rückmeldung", so Rolke. Um Eltern und anreisenden Verwandten Planungssicherheit garantieren zu können, habe er in Absprache mit dem Landkreis und der Landesschulbehörde beschlossen auf den Sonntag (7. August) auszuweichen. Auch die Kirche zieht mit. Sie verschiebt ihren Hauptgottesdienst und macht damit den Weg für den Einschulungsgottesdienst frei. Es sei zwar möglich, dass gerichtlich eine Vertagung der rechten Demo erzwungen wird, betonte Rolke. Darauf könne sich aber niemand verlassen. Und dann käme es zur Konfrontation, die zulasten der neuen Grundschüler gehen und für unschöne Feiern sorgen würde. "Ich finde es schade, dass die Einschulung niedersachsenweit am Samstag ist – nur in Bad Nenndorf ist sie einen Tag später", sagte Samtgemeindebürgermeister Mike Schmidt auf Anfrage. Er könne Rolkes Entscheidung zwar verstehen, hätte es aber darauf "angelegt", vor Gericht eine Verschiebung des Aufmarsches durchzufechten. Im kommenden Jahr steht die Berlin-Schule vor dem gleichen Problem. Der Einschulungssonnabend ist wieder der erste im August. Rolke hofft, nicht noch einmal die "Reißleine" ziehen zu müssen. Schließlich verbleibe genügend Zeit eine adäquate Lösung zu finden. Auch Schmidt bekräftigte, dass sich die Samtgemeinde erkundigen wolle, wie sie sich rechtlich noch absichern könne. Denn: "Es ist kein schönes Zeichen, dass der Schüler dem Nazi weichen muss". Foto: jl