1. Können wir die Welt überhaupt retten?

    Podiumsdiskussion im Stadthäger Kulturzentrum "Alte Polizei" / Fluchtursachen statt Flüchtlinge bekämpfen

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    STADTHAGEN (ag). Können wir die Welt überhaupt retten? Diese Frage aus dem Publikum blieb am Ende der Podiumsdiskussion im Kulturzentrum "Alte Polizei" zum Thema "Fluchtursachen statt Flüchtlinge bekämpfen" weitestgehend unbeantwortet. Zwar wurde vielmals darauf hingewiesen, was alles nicht gemacht werden sollte, Lösungsvorschläge wurden aber nicht geliefert. Für die Zuhörer war die Diskussion zwar sehr aufschlussreich – besonders der Beitrag einer jungen Tunesierin – aber etwas Frust blieb am Ende doch bestehen. Neben einem allgemeinen Überblick zum Thema Flüchtlinge weltweit, lag der Fokus auf Afghanistan, dem Südsudan und Tunesien. Moderiert wurde die Diskussion von der Bundestagsabgeordneten Katja Keul.

    In einem wenige Monate alten Antrag von Bündnis 90 / Die Grünen im Bundestag heißt es: "Zentral ist, zum einen die bei uns Ankommenden in der EU und in Deutschland besser zu registrieren, zu versorgen und zu integrieren. Diese Maßnahmen müssen jedoch durch langfristige Strategien und Projekte ergänzt werden, deren Ziel es ist, die Perspektivlosigkeit der Menschen in ihren Heimatregionen abzumildern." Doch wie sollen diese Fluchtursachen bekämpft werden? Zunächst sollte man sich über die Fluchtursachen im Klaren sein. Die Ausgangslage in den verschiedenen Regionen unterscheidet sich zwar, dennoch konnten die Diskussionsteilnehmer einige gemeinsame Nenner ausfindig machen: Mangel an Sicherheit, Arbeitslosigkeit, Aussichtslosigkeit, Hoffnungslosigkeit, kein Vertrauen in die Regierung, eine in Gruppen zerfaserte Gesellschaft, religiöse, soziale und ethnische Konflikte, Korruption, fehlende Staatlichkeit, Unterdrückung, Ausbeutung, Folter, Terror, Ungerechtigkeit, Frustration, fehlende Rechte, Repression, Hunger. Gerhard Frese, der von seiner Zeit in Afghanistan berichtete, Sebastian Gräfe, der über den Südsudan sprach und die Tunesierin Houriya Ben Ali waren sich darin einig, dass die Lösungen dieser Probleme sehr komplex sind. "Es gibt 60 Millionen Flüchtlinge auf der Welt", sagte Kai Weber. Zweidrittel davon leben vertrieben im eigenen Land. Ein Ansatz wäre die wirtschaftliche Lage in den Ländern zu verbessern. Diese Idee ist so gut, wie sie leider auch banal ist. Generell kamen bei der Diskussion keine konkreten Lösungsvorschläge ins Gespräch. Unterm Strich blieb am Ende stehen, dass gehandelt und nicht nur zugeschaut werden sollte. Dass die Ursachen angegangen werden sollten. Dass die Lebensumstände verbessert werden sollten. Bei den Zuhörern sorgte dieses Fazit für Unmut. Sie konnten zwar einer spannenden Gesprächsrunde lauschen, haben aber wohl auf etwas pragmatischere Lösungsansätze gehofft. Foto: ag

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an