BAD NENNDORF (jl). Zwischen Keksen und Käse sitzt Nané Lénard – und liest. Sie ist die "Kulturdroge des Monats" der Rodenberger Deisterbuchhandlung. Umringt von hunderten Naturkostprodukten, einem Kerzenständer und einer Leselampe entführt die Bückeburger Autorin zahlreiche Zuhörer im "Gänseblümchen" auf ein humoristisches Abenteuer. Schnell ist klar: ihr neuestes Werk "FriesenNerz" ist nicht nur etwas für die Hand – er fühlt sich tatsächlich an wie jener typische Regenmantel – und für den Kopf. Der "ultimative Ostfriesen-Krimi", so der Untertitel, lässt auch die Lachmuskeln gewaltig arbeiten. Die Geschehnisse rund um die urige Oma Pusch sind aber auch herzerweichend mitreißend! Mal beobachtet sie beim Teeklatsch mit Freundin Rita hinterm Giebelfenster wie Fiete Hansen – in einem Friesennerz bestattet – ausgegraben wird. Mal entdeckt sie in schwarzer Unterhose durchs Wasser stakend eine Leiche. Ritas begleitender Kommentar: "Sag mal, trägt dein Mors Trauer, weil du da keinen Mann mehr ranlässt?" Das Publikum amüsiert sich prächtig, Lénard verspricht: "In jeder Situation gibt es etwas zu lachen." Und: "Wenn Sie glauben, Sie wissen schon alles, muss ich Ihnen sagen: Das stimmt nicht. Das erfahren Sie wirklich erst am Ende." Nur so viel: Es ist ein Krimi, der vor der Kulisse des Fischereihafens Neuharlingersiel vom nordischen Stil, Aha-Effekt und Witz lebt. Etwas, das in Zeiten, in denen Mord und Terror allgegenwärtiger sind denn je, wohl jedem gut tut. Aber auch Lénard selbst hat etwas Heiteres gebraucht. Die Recherche zu ihrem zuvor veröffentlichten "Hetzer und Kruse"-Krimi "SchattenSucht" habe sie, wie sie sagt, selbst sehr getroffen. Es geht um Selbstmord und Suizidforen. "Danach musste ich einfach was Skurriles machen." Und die mörderische Ostfriesenidee sei ihr geradezu seidig aus der Hand geflossen. Lénard: "Das Kopfkino, das die Leute beim Lesen haben, habe ich beim Schreiben." Zwischendurch reicht das Team um Sabine Erdmenger Wein und nordisches Fingerfood. Der Abend findet dennoch viel zu schnell ein Ende. Zum Glück bleibt noch Zeit zum Klönen, Kaufen und Signieren. Zu guter Letzt gibt es auch noch ein großes Lob für den Veranstalter. Carsten Holzendorff, Geschäftsführer des Hamelner Verlags CW Niemeyer, in dem Lénard seit 2011 veröffentlich, betont: Es gebe nur wenige Buchhändler, die wie Lars Pasucha "so engagiert die Plätze füllen". Recht hat er: Ein Bioladen platzt sicherlich nicht oft aus allen Nähten. Foto: jl
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Oma Pusch deckt Skurriles auf
"Kulturdroge": Nané Lénard liest im "Gänseblümchen" aus ihrem neuesten Buch "FriesenNerz"
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