1. "Noch können wir politisch Einfluss nehmen"

    BIGTAB und SPD informieren über die Trassenplanung / Gewaltige Schäden für Natur und Umwelt sind zu erwarten

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    BÜCKEBURG (sk). "Mit Masse gegen die Trasse" - diesen Slogan hat die frisch wiedergegründete "Bürgerinitiative gegen den trassenfernen Ausbau der Bahn in Schaumburg, Minden und Porta Westfalica" (kurz BIGTAB) in ihrer jüngsten Info-Veranstaltung zu neuem Leben erweckt. Das Interesse an der Versammlung, die auf Einladung des SPD-Ortsvereins Bückeburg im Le-Theule-Saal statt fand, war so groß, dass es bereits kurz vor Beginn nur noch Stehplätze für die über 150 Besucher gab. Albert Brüggemann, der Vorsitzende des SPD-Ortsvereins, begrüßte die vielen interessierten Bürgerinnen und Bürger erfreut: "Es ist wirklich überwältigend, wie das Thema die Menschen hier in der Region mobilisiert." BIGTAB-Vorsitzender Thomas Rippke erläuterte den sichtlich bewegten Besuchern den geplanten Streckenverlauf des trassenfernen Bahnausbaus nach dem Entwurf des neuen Bundesverkehrswegeplans (BVWP). Auf der Strecke Hannover – Bielefeld sind besonders die Ortschaften Echtorf, Warber, Achum, Scheie, Meinsen, Petzen und Evesen von Umbaumaßnahmen betroffen. Bei Echtorf sei "ein mächtiges Bauwerk" von mindestens elf Metern Höhe geplant, um die Neustrecke rechts und links über die alte Trasse zu führen. Anschließend verlaufe die Strecke nördlich von Achum und zwischen Meinsen und Scheie vorbei, so Rippke. "Scheie wird dann ein Eisenbahnerdorf." Vor Evesen streift der neue Streckenverlauf die "Bückeburger Niederungen" und setzt sich in einem Tunnel unter Evesen bis zum Sportfeld fort. Oberirdisch geht es bis kurz vor Lerbeck weiter, parallel zur B 482 verschwindet die Neutrasse dann wieder bis Hausberge in einem Tunnel. Kosten soll das Projekt rund 1,9 Millionen Euro. Außerdem schätzen die Planer die Umweltbelastung als "hoch" ein. Und wofür? "Das Ganze bringt der Bahn zwölf Minuten Fahrzeitverkürzung", so Rippke. Dies allerdings nur für Schnellzüge. Den normalen Bahnpendler erwarten keine Erleichterungen. Im Gegensatz zu den Plänen aus 2002 umgeht die neue Trassenführung die damals kritisierten Gebiete. Nach dem neuen BVWP werden schützenswerte Gebiete nur gestreift. "Sie haben aus unserem Protest und unseren Hinweisen gelernt und schön drum herum geplant", merkte Rippke an. Es sei jedoch von Vorteil, dass man sich noch nicht im Planfeststellungsverfahren befinde. "Wir sind noch sehr früh dran", sagte der BIGTAB-Vorsitzende. "Jetzt können wir noch politisch Einfluss nehmen." Viel Zeit bleibt aber trotzdem nicht mehr. Bis zum 2. Mai können Bürger, Institutionen und Vereine noch Stellungnahmen gegen die Ausbaupläne abgeben. Hier sei "Massenkreativität" gefragt. Denn auch wenn mehrere Stellungnahmen zum einem konkreten Punkt eingehen, werde dieser nur als ein Argument gezählt. Auf ihrer Homepage (www.bigtab.info) hat die Bürgerinitiative Informationen, Anleitungen und Argumentationshilfen bereitgestellt. Mit einer Entscheidung über den BVWP rechnet Rippke im Dezember diesen Jahres. Kritische Stimmen kamen auch vonseiten der Politik. Die Bundestagsabgeordnete der Grünen, Katja Keul, bezeichnete den BVWP als "hoffnungslos überplant" und "völlig unpriorisierte Wünsch-dir-was-Liste". Es sei "unrealistisch, dass auch nur zehn Prozent davon gebaut werden". Laut dem SPD-Landtagsabgeordnete Karsten Becker müssten gegen diese "politische Geisterbahnplanung" sämtliche Kräfte gebündelt werden. Die Fraktionsvorsitzenden Bernd Insinger (SPD) und Axel Wohlgemuth (CDU) sprachen sich für eine außerordentliche Stadtratssitzung aus, um gemeinsam eine Stellungnahme zu verfassen. Großzügige Unterstützung kam derweil aus den Reihen der Natur- und Umweltschützer. "Es sind gewaltige Beeinträchtigungen für die Natur und Umwelt zu erwarten", sagte Alfred Matthaei, zweiter Vorsitzender des NABU Bückeburg. Daher spendete der NABU der Bürgerinitiative überraschend einen Betrag in Höhe von 2.700 Euro. Eine Summe, die die NABU-Gruppe nach der Auflösung der damaligen BIGTAB als Spende erhalten hatte. Weiterer Zuspruch kam von Wolfhard Müller vom Förderverein Bückeburger Niederungen. Er befürchtete aufgrund der geplanten Bauhöhe ebenfalls große ökologische Schäden mit Auswirkungen bis ins Gebiet des Schaumburger Waldes. In den kommenden Wochen plant die Bürgerinitiative Gespräche mit politischen Vertretern, weitere Bürgerversammlungen und öffentliche Aktionen, wie die Aufstellung von Groß-Plakaten, Unterschriftensammlungen sowie Demonstration und Sternenmärsche.Foto: sk

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