BAD NENNDORF (jl). Um auf neue Schulden zu verzichten, möchte sich das Land Niedersachsen nicht länger an die Landgrafentherme binden. Es laufen Verhandlungen mit der Kurstadt, wie das Finanzministerium am Montag in einer Pressemitteilung mitteilte. In dem Dokument steht: "Aktuell werden mit der Stadt Bad Nenndorf erste Sondierungsgespräche zur möglichen Übernahme des ehemaligen Gebäudes der Kurverwaltung sowie des Betriebsteiles Landgrafentherme geführt."
Zum einen stehe Niedersachsen zu seiner regionalpolitischen Verantwortung gegenüber den Staatsbädern Nenndorf und Pyrmont, die es vom Land Preußen übernommen hat. Mit umfangreichen Investitionen steigere es deren Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit. In der Landgrafentherme etwa begann erst jüngst die gut 3,6 Millionen Euro teure Sanierung des Innenbeckens und der Lüftungsanlage. "In den vergangen Jahren wurden im Staatsbad Investitionen in einer Größenordnung von über 20 Millionen Euro getätigt", schreibt die Pressestelle. Das Moorbadehause wurde saniert, die Landgrafenklinik modernisiert und erweitert. Weitere Investitionen stünden in den kommenden Jahren an. Zum anderen sehe Niedersachsen aber ebenso die "Pflicht, sowohl dem härter werdenden Wettbewerb im Gesundheitsmarkt als auch der zukünftigen Bewältigung seiner zahlreichen anderen Aufgaben Rechnung tragen zu müssen". Dazu zähle auch, die sogenannte Schuldenbremse einzuhalten. Daher prüfe das Land fortlaufend mögliche Optionen, vorhandene Strukturen und Einrichtungen weiterentwickeln zu können. Dabei untersuche es auch, inwieweit es sich von einzelnen Teilbereichen und Liegenschaften des Staatsbades trennt. Eine Option sei, die Stadt als kommunale Gebietskörperschaft mit einzubeziehen und ihr den Ex-Kurverwaltungssitz sowie die Therme zu übertragen. Ähnliche Verhandlungen führten 2005 zur Teilkommunalisierung. Bad Nenndorf erhielt große Teile des Staatsbads, etwa den Kurpark samt der Gebäude wie Schlösschen und Wandelhalle. Das Land erklärte sich zu jährlichen Zuweisungen bereit – ab 2019 fallen diese aber den Vereinbarungen gemäß in Gänze weg. In 2016 fließen noch 500.000, in den darauffolgenden Jahren 400.000 Euro per anno. Die Liegenschaften zu betreiben, wird aber weiterhin Gelder verschlingen. Bleibt die Frage, ob die Stadt nun auch die Landgrafentherme übernehmen möchte – und kann. "Wir stehen dem Thema offen und neutral gegenüber und werden das Ganze erst einmal überprüfen", sagt Stadtdirektor Mike Schmidt. Der Verwaltung sei bewusst, dass ein für Bad Nenndorf historisch und touristisch bedeutsames Haus wie die Therme weiterbetrieben werden müsse. Schmidt betont aber auch: "Nicht um jeden Preis von derStadt selbst." Es gelte die Umsetzbarkeit zu erörtern. Immerhin könne das Bad - im Gegensatz zum Kurpark - Einnahmen generieren. Noch fehle der Stadt aber der Einblick in die Personaldaten, Kosten und Wirtschaftlichkeit des Betriebes. Foto: jl