Die Historie des Hauses ist ungleich älter als das, was jetzt gefeiert wurde. Um 1914 schon wurde das Haus an der Straße von Bad Rehburg nach Rehburg von der Hannoverschen Henrietten-Stiftung gebaut, seinerzeit als Lungenheilstätte speziell für Mütter und Kinder. Diese Nutzung, die bis in die 1970er Jahre andauerte, kann dem Gebäude immer noch abgelesen werden: großzügige Balkone vor allen Zimmern zeugen davon, dass der ursprüngliche Sinn darin lag, Tuberkulose-Kranke auf Liegen an der frischen Luft genesen zu lassen. Ebenso weist die winzige Kapelle auf dem mehr als drei Hektar großen Grundstück darauf hin – wie auch der Friedhof, der immer noch vorhanden ist. Die Angst vor Ansteckung war seinerzeit groß, wer die Krankheit trotz Kur in Bad Rehburg nicht überlebte, wurde direkt nebenan beerdigt. Daran hat sich einiges geändert, als vor 20 Jahren die Heimbetriebe Schneeren das Marienheim als "Residenz Meerblick" eröffneten. Der Name des Hauses erschließt sich jenen, die mit dem historischen Fahrstuhl bis in den obersten Stock fahren und sich auf den östlichen Balkon begeben: gute Sicht aufs Steinhuder Meer bietet sich dort. An schönen Tagen, sagt Petra Dahl, könne man bis nach Hannover schauen. Und einen besseren Platz für den jährlichen Abend, an dem das "Steinhuder Meer in Flammen" stehe, gebe es nicht. Dahl kann das aus 20-jähriger Erfahrung erzählen, denn sie, wie auch Hausmeister Rainer Behnke, sind seit der ersten Stunde im Haus. Beim Rundgang durch die Stockwerke vor Beginn der Feierstunde erzählt Dahl von der "Residenz Meerblick"– mit ihren 79 Bewohnern, 24 Mitarbeitern, mit einem Sportraum in der ehemaligen Kapelle, Arbeits- und Ergotherapie, Schaf- und Hühnerhaltung. Davon, dass der überwiegende Teil der Bewohner dort lebt, weil sie so genannte Doppel-Diagnosen haben, nämlich Suchterkrankungen gepaart mit psychiatrischen Erkrankungen. Das Ziel sei die Wiedereingliederung. Dafür gebe es in der Residenz selbst sieben Appartements als ersten Schritt in ein selbst verantwortetes Leben, der nächste Schritt könne die Außenwohngruppe in Mardorf mit 30 Plätzen sein. Das gelinge oft recht gut, in anderen Fällen wiederum nicht. Rückfälle gebe es immer wieder und bei einem Teil der Bewohner sei auch klar, dass sie in der Residenz bleiben würden. Einer der Bewohner, sagt Dahl, sei tatsächlich ebenso lange wie sie – also von Beginn an –in der "Residenz". Von der Geschichte des Hauses erzählt später, in der Feierstunde selbst, auch Heimleiter Boris Radevic, ebenso wie von Aus- und Umbauten, die es in der jüngsten Geschichte – also in den 20 Jahren seit der Neuausrichtung – gab. Sein Dank gebührt schließlich der Geschäftsführerin Ilse Deppe. Für 20 Jahre in Bad Rehburg bekommt sie ein raumhohes handgefertigtes hölzernes Blatt geschenkt. Foto: jan
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Bester Platz für das "Meer in Flammen"
"Residenz Meerblick" seit 20 Jahren in Bad Rehburg / Die Einrichtung blickt auf seine Historie zurück
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