1. Lieber "verspargelt als verstrahlt"?

    Rat streitet sich über die Grundsatzfrage: "Großvogel-Häckselanlage oder sinnvolle Energiewende?" / Sitzung auf Juni vertagt

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    Dabei unterschieden sich die beiden Lager aus CDU/WGS und SPD/Grünen gar nicht so weit. Während die CDU/WGS den Kompromissvorschlag einer Resolution an den Landkreis Schaumburg von Bürgermeister Thomas Priemer unterstützten, der aufgrund der neuesten naturschutzrechtlichen und naturschutzfachlichen Erkenntnisse aus der "Auenlandschaft Oberweser" keine immissionschutzrechtliche Genehmigung der zwei Windenergieanlagen von "planet energy" erteilt wissen wollte, forderte der Vorschlag von SPD/Grünen ein neuerliches Gutachten über das Flugverhalten des Seeadlers in den Wintermonaten, um feststellen zu lassen, ob es tatsächlich ein signifikantes Tötungsrisiko für den Seeadler durch die Windkraftanlagen gibt. Der Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) hatte in einem Schreiben aus Januar diesen Jahren mitgeteilt, dass das Wesertal für Seeadler generell eine hohe und vermutlich noch steigende Bedeutung als Nahrungsgebiet habe. Insbesondere im Winterhalbjahr, wenn Fische schwerer erreichbar sind und Seeadler Gänse jagen, sei eine kritische Annäherung an die Rotoren nicht auszuschließen. Erschwerend kommt hinzu, dass die Kollisionsopfer anderer Vögel an den Anlagen für den Seeadler als Nahrung attraktiv sind und die B 83 mit ihrem Potential an Tierverlusten durch Fahrzeugszusammenstöße ebenfalls ein Nahrungshabitat sei. Resümierung könne so ein signifikant steigendes Tötungsrisiko nicht ausgeschlossen werden. Das NLWKN schreibt aber auch an den Landkreis Schaumburg, dass die Ablehnung eines Bauvorhabens für Windkraftanlagen auf der bisherigen Befundlage unsicher sein könnte (dann droht eine Klage des Investors), schreibt jedoch auch: "In jedem Fall bleibt für den Anlagensteller im Zulassungfall das Risiko, im Falle einer sich im Nachhinein verdichtenden Gefahrenlage mit nicht unerheblichen Abschaltzeiten konfrontiert zu sein, sollte es nach der Zulassung beispielsweise zu einer Verlagerung des Brutplatzes oder der Feststellung von Schlafbäumen in kritischer Lage kommen...!" Und der Sachbearbeiter des NLWKN schreibt weiter: "Bleibt zu hoffen, dass ein solches Experiment nicht mit dem Verlust eines oder beider Brutpartner oder der Jungvögel endet!"

    Während die Aussage der Sachverständigen sachlich klar definiert waren, lieferte die Politik den Medien wieder ordentlich Schlagzeilen. Von einer "Großvogel-Häckselanlage" sprach Joachim von Meien (CDU), Ursula Helmhod (Grüne) meinte: "Wenn Grohnde hochgeht, dann haben wir auch keine Adler mehr!" und Astrid Teigeler-Tegtmeier zitierte Heinrich Sasse, der vor fünf Jahren im Zeichen der Atomkatastrophe von Fukushima sagte: "Lieber ein verspargeltes als ein verstrahltes Rinteln!" In der Ratssitzung im Juni soll jetzt erneut beraten werden, immer mit der Gewissheit: "Eine Resolution ist in ihrem Geist nur ein starkes Signal, wenn man sich einig ist!" Foto: ste

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