1. Dramatische Wendung im Lauenauer Mordfall

    Ex-Geliebte weist Beschuldigungen zurück und belastet Uwe K. / Beschuldigte verwickelt sich in Widersprüchlichkeiten

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    Am Freitag war L. fünf Stunden lang als Zeugin vernommen worden. Bereitwillig gab sie Auskunft zu allen Fragen der drei Berufsrichter. Zuvor war sie vom Vorsitzenden Richter Norbert Kütemeyer auch zu ihrem Auskunftsverweigerungsrecht belehrt worden. Dem Verlangen von Strafverteidiger Dirk Baumann, nichts zur Sache auszusagen, folgte sie nicht. Eines ist für diesen und die noch folgenden Prozesstage sicher: Die Richter haben es nicht leicht, Licht in die Ereignisse jenes verhängnisvollen 27. Mai 2015 zu bringen. Bereits zum Auftakt räumte der Angeklagte Uwe K. ein, bei ersten Vernehmungen nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Jetzt war es die ehemalige Geliebte Raphaela L., die sich wiederholt in Widersprüche verwickelte: Bei ihrer ersten Befragung vor Gericht am letzten Freitag stellte sie die damaligen Ereignisse anders dar als bei den ersten polizeilichen Vernehmungen. Und auch am Montag, dem dritten Prozesstag, revidierte sie Äußerungen, die sie noch am Freitag getan hatte. Die falschen Darstellungen an jenem Mordtag begründete sie mit ihrem Schockzustand, nachdem sie die Nachricht vom Tod der Ehefrau erfahren hatte. Zudem hätten zwei Beamte sie drei Stunden lang "durchein-ander" befragt. Doch auch bei der ersten Zeugenvernehmung stimmte schon am Nachmittag Manches nichts mehr, was noch am Morgen von ihr als Tatsache geschildert worden war. Vage blieb dabei vor allem der Verlauf des Mordtages. L. konnte keine konkreten zeitlichen Angaben machen, wann sie mit K. von ihrer hannoverschen Wohnung in verschiedenen Autos zunächst nach Bad Nenndorf und von dort mit dem Firmen-Caddy weiter nach Lauenau gefahren waren. L. habe K. nur abgesetzt und sei sofort wieder nach Bad Nenndorf zurück gekehrt. Als der Vorsitzende Richter ihr K.‘s schriftliche Stellungnahme vom ersten Prozesstag vorlegte, in der dieser erklärte, der Firmen-Caddy wie auch L. seien in Lauenau länger und damit bis zur vermuteten Tatzeit geblieben, sie mit den Worten "nicht Frau Doof zu sein" zitierte und ihre Absicht erklärte, Ines K. zur Rede zu stellen, lachte die sonst leise und fast schüchtern sprechende Zeugin kurz auf: "Euer Ehren, das ist erstunken und erlogen, so wahr ich hier sitze." Nach kurzer Pause fügte sie leise hinzu: "Gott ist mein Zeuge." Schon zum Auftakt der Befragung hatte Richter Norbert Kütemeyer L. unter Bezugnahme auf K.‘s Anschuldigungen direkt angesprochen: "Trifft es zu, dass Sie mit dem Mord an Ines K. etwas zu tun haben?"–"Nein, auf keinen Fall", war die prompte Antwort. Auf die Frage, wie L. heute ihr Verhältnis zu K. sehe, blickte sie diesen direkt an: "Ich war seine Geliebte", erklärte sie nur. Es sei "angenehm gewesen, sich zu treffen, ein paar schöne Stunden zu haben und dann wieder in sein Reich zurück zu gehen". Sie habe aber nie beabsichtigt, auf Dauer mit ihm zusammen zu leben. Sie will – so noch die Aussage am letzten Freitag - "nur drei Mal" das Wohn- und Geschäftshaus und nur gemeinsam mit K. betreten haben. Sie wisse auch kein Versteck eines Zweitschlüssels für das Gebäude. Nebulös blieb der Besitz "von einigen hundert Euro", die L. am Tattag bei sich getragen haben soll, während die Zeugin erklärte, erst nach dem Mord den Betrag von K. geliehen bekommen zu haben. Dagegen scheinen sich L.‘s DNA-Spuren an einem Stechbeitel aufgeklärt zu haben: Das Werkzeug sei von ihr benutzt worden, als sie einen alten Bauwagen auf dem Grundstück entrümpelte. Die Zeugin verrichtete jedoch offenbar noch mehr Arbeiten: Auch der Rasen sei nach eigenen Angaben von ihr gemäht worden. Am Montag dann der Paukenschlag. Erneut war L. als Zeugin geladen worden. Jetzt saß sie mit ihrem Anwalt im Zeugenstand und sagte nun aus, zur fraglichen Zeit doch in Lauenau geblieben zu sein und K. von einem Versteck aus beobachtet zu haben. Dieser habe auf seine Frau eingeschlagen. Als die Zeugin immer aufgewühlter reagierte und sogar von Weinkrämpfen geschüttelt wurde, ließ der Vorsitzende Richter die Verhandlung unterbrechen. Am heutigen Mittwoch wurde der Prozess bei unverändert großem Publikumsinteresse fortgesetzt: Auch am vergangenen Freitag mussten etliche Zuschauer wegen fehlender Sitzplätze abgewiesen werden. Sie hatten zum Teil schon mehr als eine Stunde vor Sitzungsbeginn auf Einlass gewartet. Setzt sich die dramatische Entwicklung mit gegenseitigen Anschuldigungen fort, dürfte der Besucherandrang noch größer werden. Foto: al

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