1. Johann Sebastian
meets Uncle Sam

    Brückenschlag in die "Neue Welt" mit Matthäus-Passion

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    Bielefeld/Detmold (kh). Jetlag? Müdigkeit? Geht jetzt gar nicht. Auch dann nicht, wenn man just aus den USA im Lipperland gelandet, sodann nonstop nach Leipzig gestartet ist, um auf den Spuren des "JSB" zu wandeln und die innere Uhr noch so gar nicht im gewohnten Takt ticken will. Hilft aber nix. Weil es heißt, sich hier und jetzt mit Taktfragen ganz anderer Art auseinanderzusetzen. Mit Musik nämlich. Genauer gesagt – mit Johann Sebastian Bachs Matthäus-Passion. Und die sorgt garantiert für wache Aufmerksamkeit.

    Denn der Passionsmusiken gibt es viele. Aber keine scheint mit solcher Eindringlichkeit vom Tod Jesu zu erzählen wie die Matthäus-Passion. Sie ist lang, theatralisch und aufwändig in ihrer Besetzung: Drei Stunden Musik, in denen Vokalsolisten nebst zwei vierstimmigen Chören und zwei Orchestern das Publikum durch eine Geschichte von Gewalt und Tod führen. Durch eine Geschichte, die in kein Happy End mündet. Sondern eine, die nach qualvollem Martyrium düster und finster ausklingt. Und die doch durch die Musik das Unerträgliche ertragbar werden lässt. Deutsch-amerikanische Kooperation Nachdem 40 Studierende der Hochschule für Musik unter der Leitung von Prof. Anne Kohler jüngst gemeinsam mit ihren amerikanischen Kommilitonen Bachs Meisterwerk in der Ted Mann Concert Hall, dem Konzerthaus der dortigen Musikhochschule, zum Klingen gebracht haben, erfolgt jetzt der Gegenbesuch. Knapp eine Woche arbeiten und feilen die jungen Musiker beider Hochschulen nun in Detmold weiter an der Matthäus-Passion. Eine – wie in den Proben zu erleben war – diffizile Arbeit. Doch nicht nur um die Auseinandersetzung mit Bach, barocker Kirchenmusik und einem der bekanntesten Vokalwerke der Musikgeschichte geht es. Genauso wichtig ist den Initiatoren der Hochschule für Musik Detmold und der University of Minnesota School of Music der Ausbau des interkulturellen Dialogs zwischen den beiden Institutionen. Im Jahr 2012 wurde er mit Benjamin Brittens "War Requiem" begründet. Zwei musikalische Welten in Gegenüberstellung Stand mit dem "War Requiem" ein neuzeitliches Werk aus dem angelsächsischen Musikraum auf dem Programm, so ist die Matthäus-Passion tief in der deutschen Tradition verwurzelte Sakralmusik. In der "Neuen Welt" kam sie als halbszenische Aufführung auf die Bühne; in Detmold erwartet die Zuhörer ein konzertanter Abend. "Die halbszenische Darbietung, die wir in Minneapolis realisieren konnten, war eine interessante Erfahrung für uns. Zur Geltung kommt Bachs Passion in ihrer Dramatik jedoch durch die bloße Kraft der Sprache und der Musik", erläutert Prof. Anne Kohler und weist damit zugleich auch auf die unterschiedliche Herangehensweise hüben wie drüben hin. Zumal Bachs "St. Matthew Passion” ein in den USA eher selten zu hörendes Werk ist. Hochschulrektor Prof. Dr. Thomas Grosse, der die Detmolder Musiker in die USA begleitet hat, braucht für seinen Eindruck der Aufführung nur ein Wort: "Show". Ohne das abwertend zu meinen. Er habe es als spannend empfunden, zwei verschiedene Stile und Spielweisen, die amerikanische und die europäische, in Interaktion treten zu sehen. Es herrsche dort ein ganz anderer Zugang – vielleicht auch ohne den ehrfürchtigen Respekt der Tradition, der für uns – egal, ob gläubig oder nicht – mit einem Werk wie der Matthäus-Passion verbunden sei. Brückenschlag Orchester und Chor bestehen jeweils zur Hälfte aus Mitgliedern der Barockakademie der HfM Detmold sowie des Chores und Kammerorchesters der University School of Music. Ebenso sind die Vokalsolisten Studierende der Gesangsklassen beider Hochschulen: Carine Tinney singt die Sopran-, Janina Hollich die Alt- sowie Mathis Koch und Fabian Kuhnen die Bass-Partie. Die Tenorarien übernimmt Maximilian Vogler. Die Jesus-Partie gestaltet der amerikanische Bass-Bariton Jeffrey Martin. Die anspruchsvolle Partie des Evangelisten verkörpert als Gast der Tenor Florian Cramer. Darüber hinaus ist der Aufbauchor der Mädchenkantorei am Paderborn Dom beteiligt. Zweimal ist die Matthäus-Passion zu hören: Die erste Aufführung, die am Freitag, 18. März im Konzerthaus Detmold stattfindet, ist bereits ausverkauft. Sie wird der amerikanischen Dirigent Mark Russell Smith leiten. Tags darauf, Samstag, 19. März, erklingt das Werk unter der Leitung von Anne Kohler in Bielefeld. Beginn ist um 18 Uhr in der Neustädter Marienkirche. Für die Aufführung in Bielefeld gibt es noch Eintrittskarten im "Haus der Musik", Detmold (Telefon 05231/302078) sowie unter "www.eventim.de". Es besteht zusätzlich die Möglichkeit, Tickets bei der Tourist-Information in Bielefeld (Telefon 0521/516999) sowie online "www.bielefeld.jetzt" zu erwerben. Der Preis für nummerierte Plätze beträgt 25 Euro, für unnummerierte 15 Euro. Zudem sind Hörplätze eingerichtet (5 Euro; nur an der Abendkasse). Schüler und Studierende bezahlen jeweils die Hälfte des regulären Eintrittspreises.

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