Detmold. Wenn der Nachbar mal wieder mit seinem Grill die eben aufgehängte Wäsche vollräuchert oder die Kinder den Fußball zu oft auf das angrenzende Grundstück schießen, kann ein Streit schon mal eskalieren. Damit sich die Fronten nicht dauerhaft verhärten, helfen die Schiedspersonen der Stadt Detmold den streitenden Parteien, gemeinsam eine Lösung zu finden.
"Gut mit Menschen und deren Problemen umzugehen", ist laut Werner Klaas eine der wichtigsten Anforderungen an eine Schiedsperson. Und er weiß, wovon er spricht: Für seine langjährige Tätigkeit wurde er gemeinsam mit Walburga Berghahn von Bürgermeister Rainer Heller geehrt. Nach 15 und 13 Jahren, haben Walburga Berghahn und Werner Klaas Ende vergangenen Jahres ihr Schiedsamt niedergelegt ("Lippe aktuell" berichtete). Die Neuen im Ehrenamt sind Erika Hannich und Marco Hermann. Seit Januar unterstützen sie Detmolds Bürger dabei, Streitigkeiten beizulegen. "Wenn man diese Aufgabe annimmt, muss man Menschen mögen", sagt Erika Hannich. Sie war 27 Jahre lang bei der Stadt Detmold beschäftigt und in den letzten Jahren im KuK-Büro für Kreatives und Kritisches tätig. Marco Hermann arbeitet als selbständiger Vermögens- und Unternehmensberater. Die Aufgabe der Schiedsperson vergleicht er mit den Anforderungen an einen Mediator: "Es geht darum, dass sich die Beteiligten auf einer vernünftigen Ebene einigen. Mit Empathie kann die Schiedperson daran mitarbeiten." Gut Zuhören zu können, sei daher eine wichtige Voraussetzung. Auch da der angegebene Anlass des Streits nicht immer mit der zugrunde liegenden Ursache übereinstimmt. Wenn zur Silberhochzeit kein Glückwunschschreiben in den Briefkasten geworfen wurde, kann ein überhängender Ast, der Tropfen sein, der das sprichwörtliche Fass zum Überlaufen bringt. Bevor man also den Nachbarn wegen einer Lappalie vor Gericht zehrt, kann man in einem Schiedsgespräch versuchen, einen Vergleich zu erwirken. Doch nicht nur für Nachbarschaftsstreitigkeiten sind die Schiedspersonen zuständig, sie werden auch hinzugezogen bei kleineren Delikten, wie Beleidigung, einfacher Körperverletzung oder Sachbeschädigung. Der Versuch einer Schlichtung mit Hilfe einer Schiedsperson ist vielfach die Voraussetzung dafür, dass ein Verfahren vor Gericht verhandelt werden kann. Im Durchschnitt haben Berghahn und Klaas rund 30 Fälle im Jahr bearbeitet. Eine Intensivierung der Vorfälle während ihrer Zeit konnten die beiden Ehemaligen nicht feststellen. Eine Änderung zu früher sei jedoch, dass die streitenden Parteien immer häufiger einen Anwalt hinzuziehen würden, was den Schlichtungsprozess beeinflusse. "Die Schiedsperson ist kein Richter. Aber genau das ist auch ein Trumpf", erklärt Klaas. Aus Erfahrung weiß er: Die gemeinsam gefundenen Lösungen erweisen sich oft als dauerhafter, als manch ein Ergebnis, das vor Gericht erstritten wurde. "Die Stärke der Schiedsgespräche ist es, dass die verstrittenen Parteien wieder auf einer menschlichen Ebene zusammenkommen", ergänzt sein Nachfolger Marco Hermann. "Einen offeneren Umgang, vor allem unter Nachbarn" wünschen sich die neuen und bisherigen Schiedsleute gleichermaßen.