1. Viel Platt steckt zwischen vier Buchdeckeln

    Hermann Rickenberg hat ein Wörterbuch und einen Erzählband mit hochdeutscher Übersetzung herausgegeben

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    LANDKREIS (al). Ursprünglich hatte er nur für sich selbst geforscht. 3000 Begriffe sammelte der Feggendorfer Hermann Rickenberg in der von ihm so geliebten Sprache. So entstand ein hochdeutsch-plattdeutsches Wörterbuch in nur wenigen gedruckten Exemplaren. Dank finanzieller Unterstützung von Sparkasse und Volksbank, Schaumburger Landschaft und Flecken Lauenau ist nun von diesem Nachschlagewerk sowie einer weiteren Sammlung von Erzählungen samt hochdeutscher Übersetzung eine kleine Auflage entstanden.

    Besonders das Wörterbuch hat Wert und Bedeutung weit über die Feggendorfer Grenzen hinaus. Denn der gelernte Elektriker vergleicht darin die unterschiedlichen Klangformen der Begriffe exemplarisch aus fünf Orten des Schaumburger Lands: Neben dem Feggendorfer Platt setzte er dank der Unterstützung durch die Schaumburger Landschaft auch die entsprechenden Bezeichnungen aus den Orten Gelldorf, Dankersen, Probsthagen, Hagenburg und Seggebruch hinzu. Denn bei der "Landschaft" wird bereits eine entsprechende Datenbank geführt. Doch Platt ist nicht gleich Platt. Während in seiner Feggendorfer Heimat die Sprachweise eher der des Calenberger Lands entspricht, hat der gleiche Begriff im Westen oder Süden von Schaumburg mitunter einen ganz anderen Klang. Dies in Schriftform zu bringen, war keine leichte Aufgabe. Der 74-Jährige verzweifelte mitunter selbst, die jeweilige örtliche Aussprache auf Papier zu bringen. Jetzt aber stehen die unterschiedlichen Wortschöpfungen der genannten sechs Orte nebeneinander und lassen den Vergleich zu. So ist zum Beispiel das "Schmöäken" eines Rauchers nur einige Dörfer weiter bereits ein "Smöken". Was Rickenberg besonders verblüffte: Selbst innerhalb eines Dorfes – und dafür fand er schon in der eigenen Umgebung genug Beispiele – gibt es für den gleichen hochdeutschen Begriff zwei Platt-Versionen: "Eilig" kann in Feggendorf "äilich" oder auch "hille" sein. Wenn Leute am hiesigen Gartenzaun etwas miteinander "besprechen", so ist dies "Bespräken" oder gar ein "Bekürn". Der Zweig am Baum bietet mit Twäich, Broaken oder Spriker drei Übersetzungsmöglichkeiten. Rickenberg ist sich sicher, dass sich solche Kuriositäten in anderen Regionen ebenfalls finden lassen. Diese zweifellos wertvolle Sammlung und Gegenüberstellung dürfte das Plattdeutsche aber wohl nicht vor dem Aussterben bewahren. Zumeist sind es nur noch ältere Menschen, die sich auf die überlieferten volkstümlichen Idiome verstehen. Aber schon in seinem Vorwort macht er deutlich, dass es das Hochdeutsche ist, das im 19. Jahrhundert gewissermaßen als Fremdsprache eingeführt worden sei: "Es sollte also niemand über das Platt meckern." Seine persönliche Freude an der "alten" Sprache hat Rickenberg zu einem zweiten Buch animiert. Es ist eine Sammlung von Erzählungen aus dem Alltag, von Redewendungen, Rätseln und Reimen. Die hochdeutsche Übersetzung liefert er dabei natürlich mit. Rickenbergs recht umfangreiche Bücher kosten dank finanzieller Unterstützung von Sparkasse, Volksbank, Schaumburger Landschaft und Flecken Lauenau nur 26 (Wörterbuch) beziehungsweise 22 Euro (Erzählband). Vorrätig sind sie in den Lauenauer Filialen der beiden Geldinstitute, können aber auch direkt über andere Schaumburger Geschäftsstellen von Sparkasse und Volksbank bestellt werden. Foto: al

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