BAD NENNDORF (jl). Was passiert, wenn Stand-up-Comedy, musikalisches Können und ausgefallene Texte mit einer Vorliebe für den banalen Alltag aufeinandertreffen, haben "Wolfgang Grieger und die High Nees" herrlich mitreißend gezeigt: im Stadthotel Hannover forderten sie die Lachmuskeln heraus. Wie soll aber auch der gemeine Publikumsgast reagieren, wenn Omas riechende Mauken im Fußpflegesalon, der "Klär-Anlagentaucher", eine aus Gilbert O‘ Sullivans "Claire" abgeleitete Hymne für jene Berufsgruppe, und die Schönheit der Gerichtsmedizin besungen werden – in einer Art, die an Kaffeehausmusik erinnert?
"Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, über Phänomene zu singen, die bisher noch nicht besungen wurden", brachte es der Frontmann der Comedy-Kapelle aus Kleinbüttel auf den Punkt. Dazu wandeln die "Heinis" auch liebend gerne bekannte Songs in eine "deutsche Version" um, was so viel heißt wie: sie machen ihre ganz eigenwillige Kreation daraus wie sie am Beispiel von Peter Fox‘"Haus am See" zu Gehör brachten. Auf einmal "steht am Ende des Tages mein Haus im See". War hier noch ein handelsübliches Akkordeon, dort eine Ukulele im Einsatz, brillierten andere Stücke mit selbstgebauten Instrumenten. Das "Dosimba" war so eines. An dem Mini-Schlagzeug aus leeren Organgenmarmeladendosen, das stilecht mit Gabeln gespielt wird, hat "Highn" (Achim Ritscher) zwei Jahre lang gebaut, erklärte Grieger: "Er mag keine Orangenmarmelade!" Die angekündigte Klaviersonate von Beethoven verfehlte der "Drummer" nur ganz knapp. Gemeinsam mit Bassist und Gitarrist "Hein" (Christian Schulz) verstanden es die beiden, ihr Publikum aufs Beste zu unterhalten. Sogar einen gesungenen Schüttelreim (Textauszug: "Bei Hansetrans arbeitet die Transe Hans") hatte das talentierte Trio in petto. Die Texte kamen mal frivol, mal maritim mit Tendenz zum Schunkeln, mal nachdenklich, aber stets pointiert daher. Der Sound: durchweg groovig. Einziger Wermutstropfen: der Besucherzulauf ließ ein wenig zu wünschen übrig. Dabei hätte die "High Nees"-Truppe ein rappelvolles Haus verdient, in dessen Herz sie sich spielen, singen und scherzen kann. Foto: jl