LAUENAU (al). Die Spießigkeit einer Kleinstadt hat vor über 200 Jahren der Dichter und Revolutionär August von Kotzebue ins Visier genommen. Er schrieb eine Komödie mit den der Zeit entsprechenden schwulstigen Dialogen, doch auch mit einer ordentlichen Portion Gesellschaftskritik. Sogar emanzipatorische Züge tragen die Ereignisse um Sabine, die anstelle des von der Familie gewünschten Galans sich für die Verlobung mit einem von ihr ausgewählten jungen Mann durchsetzt.
"Die jungen Kleinstädter" hieß das damals weit verbreitete und heute fast vergessene Stück, das Regisseurin Peggy Zawilla sehr behutsam und mit modernsten Elementen für das "Didel-dadel-dum"-Theater in eine neue Fassung brachte. Das in Beber im Deister-Sünteltal beheimatete Ensemble fällt schon seit Jahren mit Klassikern unter anderem von Shakespeare auf. Mit einem selbstgeschriebenen Stück ("Rosa") errang es internationale Auszeichnungen. Diesmal ging es nun um die Ereignisse im kleinen Städtchen Krähwinkel. Hier wird Wert auf Etikette, Titel und Bürokratie gelegt. Der Bürgermeister ist eigentlich eher Marionette seiner dominanten Mutter, die ihrerseits Rat bei den mit ihr verwandten "Muhmen" holt. Der junge Mann, der unverhofft am Tag vor der Verlobung Sabines mit dem "Bau-, Berg- und Weginspektors-Substitut" Sperling auftaucht, wird zunächst als König inkognito angesehen – und entsprechend hofiert. Doch als sich der Irrtum aufklärt, lässt Oma im Einvernehmen mit ihren Beraterinnen kein gutes Haar mehr an dem Gast: Der redet sie doch glatt mit "Madame" an statt mit dem eigentlich erwarteten "Frau Untersteuereinnehmerin". Und überhaupt: Sabines Favorit Karl Olmers habe ja noch nicht einmal einen Titel. Deshalb soll der Papa als "Bürgermeister und Oberältester" den Wunsch der Tochter ausreden. Derweil formuliert Sperling eine überzogene poetische Liebesbekundung nach der anderen und merkt nicht, wie Sabine und Karl Ränke gegen ihn schmieden. Am Ende wendet er sich weinerlich ab. Schließlich gibt auch die resolute Großmutter ihren Segen zum Wunsch der Enkelin. Da nämlich hat sie erfahren, dass Olmers doch einen Titel hat: "Geheimer Kommissionsrat". In Lauenau haben rund 250 Zuschauer erlebt, mit wie viel Elan und Begeisterung sich die Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen dem Stück widmeten. Immer wieder brandete Beifall und Gelächter auf. Auch August von Kotzebue hätte an dieser Truppe wohl seine helle Freude gehabt. Wer die Aufführung verpasst haben sollte: "Didel-dadel-dum" wiederholt sie am Sonnabend, 27. Februar, in der Grundschule Eimbeckhausen, um 19 Uhr. Der Eintritt ist frei. Es gibt noch einige freie Plätze, die sich unter www.didel-dadel-dum.de reservieren lassen. Foto: al