1. Von der Kunst der Kommunikation

    Lippische Gesellschaft für Kunst stellt neues Programm vor

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    Kreis Lippe (vfc). Kunst ist Kommunikation – als roter Faden schlängelt sie sich im diesjährigen Ausstellungsreigen der Lippischen Gesellschaft für Kunst (LGfK) hindurch. In seinen unterschiedlichen Aspekten wird das Kommunikationsthema in insgesamt fünf Ausstellungen vielschichtig aufgegriffen. Rezeptiv, reziprok oder aktiv wird hier von, mit oder über Kunst kommuniziert. Malerei, Video und Fotografie bilden dabei die Schwerpunkte der in vier Einzelschauen von April bis Oktober ausgestellten Arbeiten ausgewählter Künstler. Die fünfte Ausstellung ist dem Kunstnachwuchs gewidmet und stellt im Lemgoer Eichenmüllerhaus Werke von Meisterschülern aus.

    Einzelausstellungen sind den Künstlern Christoph Brech, Christian Brandl und Peter Mathis gewidmet. Höhepunkt des Jahres ist die vierte Ausstellung mit Werken von Arnulf Rainer. Der 1929 geborene Rainer ist einer der bedeutenden Künstler der Gegenwart. Mit seinem Stil der Übermalung eigener und fremder Werke schuf das damalige Enfant terrible der Kunstszene in den 50er Jahren eine eigene Kunstform. Den verwendeten "Vorbildern", den fremden und eigenen fertigen Gemälden oder Fotografien, malt er durch seine Übermalung einen neuen Inhalt über und schafft darüber eine Neuschöpfung vor dem Hintergrund des bereits Gewesenen. Die im Detmolder Schloss gezeigten Bilder entstammen einer privaten Sammlung und sind "besondere Werke, die nicht so häufig ausgestellt werden", so Karin Strate. Mit der Eröffnung des Ausstellungsjahres am 10. April wird mit Videoinstallationen und Fotografien von Christoph Brech eine bei der LGfK recht selten vertretene Kunstgattung gezeigt. "Bei der Videokunst sind die technische Voraussetzungen und die damit verbundenen Kosten, die große Herausforderung für uns," so Vorsitzende Almut Schmersahl. Neben einigen Fotoserien von Christoph Brech wird eine Videoarbeit über den Sänger Wolfgang Koch auf einem 55-Zoll-Monitor zu sehen sein. Ein Auftragswerk des Bayerischen Nationaltheaters für die Portraitgalerie, mit der langjährige Ensemblemitglieder des Münchner Opernhauses geehrt werden. So auch der Bariton Wolfgang Koch. Ihn zeigt das Video in seinen unterschiedlichen Bühnenrollen und Kostümen. Ohne Ton oder Bewegung, statuarisch, werden die einzelnen Brustbilder des Baritons mit der Technik der Überblendung hintereinander abgespielt. "Dabei ist zu sehen, wie sich die innere Haltung des Sängers je nach Rolle verändert", erläutert Dr. Bernhard Grote, Beiratsmitglied der LGfK. In einer visualisierten Endlosmelodie scheint der Sänger über seine Gesangskunst zu berichten. Wie eine Momentaufnahme aus einem Film sind die Ölmalereien Christian Brandls. Unübersehbar sind sie dem Umkreis der Leipziger Schule zuzuordnen. Weltverloren, unsicher und isoliert, ohne jegliche Kommunikation untereinander scheinen die einzelnen oder zu kleinen Gruppen formierten Figuren in den kulissenhaften Szenen zu verweilen. "Möglicherweise die Beschreibung seiner, Christian Brandls Sicht auf die Gesellschaft", reflektiert Almut Schmersahl. Momentaufnahmen sind auch die Fotografien von Peter Mathis. In seinen hochgradig ästhetisch und formell bis zur Perfektion austarierten Fotos fängt der 1961 in Hohenems in Österreich geborene Fotograf eine Momentaufnahme der Natur ein. "Durch das passionierte Bergsteigen in den Dolomiten gelangte Mathis zur Landschaftsfotografie," so Gerhard Milting, der für die grafische Gestaltung der Printmedien und der Homepage dem Lippischen Kunstverein zur Seite steht. Dem Betrachter würden so Abbilder der Natur vor Augen geführt, die er ohne Mathis’ Fotografie nie gesehen hätte. Es sei denn, er begeistere sich ebenfalls fürs Extrembergsteigen. Um diese für den Betrachter überwältigenden Naturinszenierungen zu fotografieren, ist Mathis teils tagelang alleine im Gebirge unterwegs und wartet den alles entscheidenden, den richtigen Moment ab, um den Auslöser seiner Kamera zu bedienen. Mit der letzten Ausstellung des Jahres setzt der Lippische Kunstverein die Reihe "Meister und Schüler" fort. Seit dem Jubiläumsjahr 2012 ist dieses Ausstellungsformat fest im Jahresprogramm installiert und wirft einen Blick auf das aktuelle Geschehen an den Kunsthochschulen. "Dabei ist es äußerst spannend, Meister und Schüler in Interaktion zu erleben," weiß Almut Schmersahl. In diesem Jahr ist die Kunstakademie in Münster ausgewählt. Hier lehrt seit 2005 Cornelius Völker. Er legt in seiner Klasse besonderen Wert auf die Kommunikation, erhebt den Dialog über Kunst zur Lernmethode. Die Werke seiner Studenten werden in Gruppen intensiv besprochen und im Klassenzusammenhang zur Diskussion gestellt. Die von ihm ausgewählten Meisterschüler werden mit ihren Arbeiten ab November im Eichenmüllerhaus Lemgo präsentiert. Über die fünf Ausstellungen hinaus bietet die LGfK in diesem Jahr auch wieder Kunstreisen an. Für den 11. Juni ist eine Fahrt nach Bochum ins Haus Weitmar und die "Galerie m" geplant. Im Rahmen der Jahresgabenausstellung zu Ende des Jahres besteht darüber die Möglichkeit, Kunstwerke, meist Grafiken oder Lithographien von Künstlern zu erwerben, die im jeweiligen Ausstellungsjahr bzw. in den Vorjahren gezeigt wurden. Ziel sei es, so Prinzessin Traute zur Lippe, "die Unmittelbarkeit zwischen Künstlern, ihrer Kunst und dem Kunstbetrachter zu fördern."

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