Lemgo/Kreis Lippe (nok). Lipper genießen nicht unbedingt nur sprichwörtlich den Ruf der Sparsamkeit. Insofern präsentiert sich auch die Sparkasse Lemgo in diesen Tagen "Echt lippsk". Nach einer akribischen Marktanalyse beweist auch das regionale Geldinstitut diese lippischen Tugenden und spart ab April vier von derzeit 25 Geschäftsstellen komplett und zwei weitere teilweise ein. Die als "Anpassung der Filialstruktur und Bündelung der Beratungskompetenz" umschriebenen Sparmaßnahmen betreffen die Geschäftsstellen in Lemgo-Kirchheide, Bad Salzuflen (Beetstraße und Lockhausen), Oerlinghausen-Süd, Extertal-Almena und Kalletal-Langenholzhausen. Diese Geschäftsstellen werden zum 1. April geschlossen. Während die letzteren beiden Standorte als reine SB-Filialen weiter geführt werden, zieht sich die Sparkasse Lemgo an den anderen vier Standorten ganz zurück. Beratungen und Serviceleistungen werden dann in benachbarten beziehungsweise nahe gelegenen Beratungscentern angeboten. "Diese Entscheidung ist uns nicht leicht gefallen. Wir müssen aber auf die Veränderungen der Rahmenbedingungen für regionale Kreditinstitute und auf das Kundenverhalten reagieren", erklärt der Vorstandsvorsitzende Horst Selbach gegenüber dieser Zeitung. Mit den dann noch verbleibenden 21 Geschäftsstellen und insgesamt sechs SB-Filialen unterstreiche man auch weiterhin das Selbstverständnis der Kundennähe und der flächendeckenden Versorgung mit Finanzdienstleistungen. "Wir setzen weiter auf die persönliche Beratung und Erreichbarkeit vor Ort", unterstreicht Selbach. "Diese Veränderungen werden keine negativen Auswirkungen auf unsere Beratungsqualität haben. Im Gegenteil – Wir werden die Beratungsqualität an unseren Standorten weiter ausbauen und investieren stark in das Spezialisten-Wissen unserer Beraterinnen und Berater", informiert Bernd Dabrock, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Lemgo und weist in diesem Zusammenhang gemeinsam mit Horst Selbach auf einen zusätzlichen Service hin. Kunden, die aus gesundheitlichen Gründen einen weiteren Weg zur nächstgelegenen Filiale nicht in Kauf nehmen können, steht künftig ein "mobiler Bargeldservice" zur Verfügung. Beratungsgespräche seien nach Terminvereinbarung auch außerhalb der Öffnungszeiten oder zu Hause möglich. Christoph Vieregge (Leiter der Abteilung Kommunikation) verdeutlicht das veränderte Kundenhalten, welches unter anderem zur Entscheidung der Sparkasse Lemgo geführt hat. Die demografische Entwicklung, das historisch niedrige Zinsniveau und der stärker werdende Trend zur Abwicklung von Bankgeschäften über das Internet sind dabei die markantesten Rahmenbedingungen. Allein von 2011 bis 2015 stieg die Anzahl der Online-Konten um mehr als 25 Prozent auf heute über 57.000 Konten – Tendenz weiter deutlich steigend. Bereits über 11.000 Kunden nutzen die mobile Sparkassen-App, um Geldgeschäfte auf ihren Smartphones zu tätigen. War vor 20 Jahren für die Kunden der wöchentliche Gang zur Bank noch völlig normal, werden Überweisungen und andere Serviceleistungen heute weitestgehend im Onlineverfahren getätigt. Die Bargeldversorgung läuft bis auf geringe Ausnahmen nur über Geldautomaten. Darüber hinaus ist die Bargeldnutzung durch das Electronic-Cash-Verfahren deutlich zurückgegangen. "Durchschnittlich betrachtet besucht jeder Kunde 120 mal im Jahr die Internetfiliale der Sparkassse Lemgo. Noch häufiger wird von den Kunden die Sparkassen-App – 192 mal im Jahr – genutzt. Zweimal monatlich nutzt der Kunde im Durchschnitt die Geldautomaten und Auzugdrucker in unseren Geschäftsstellen", so Vieregge. Beratungen in der Filiale (einmal jährlich) oder telefonische Kontakte (zweimal jährlich) würden von Kunden dagegen nur noch selten genutzt. Mittelfristig wird sich die Anpassung der Filialstruktur auch auf die Personalstärke des Geldinstitutes auswirken. Im unmittelbaren Zusammenhang mit den jetzigen Schließungen werde es keinen Personalabbau geben. Die Berater werden ihre Arbeit in nahe gelegenen Beratungscentern fortsetzen und dabei auch "ihre" Stammkunden weiter betreuen. Allerdings soll der Personalbestand in den nächsten Jahren sozialverträglich ohne Kündigungen (altersbedingtes Ausscheiden und Vorruhestandsregelungen) reduziert werden. Nicht nur bei den betroffenen Kunden, die in einem persönlichen Schreiben informiert worden sind, sondern auch bei Lokalpolitikern haben die Entscheidungen der Sparkasse Lemgo Diskussionen und Reaktionen ausgelöst. So haben die Bad Salzufler CDU- und SPD-Ratsfraktionen angeregt, die betroffenen Filialen an der Beetstraße und in Lockhausen als SB-Geschäftsstellen weiter zu betreiben.
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Sparkasse Lemgo schließt vier Geschäftsstellen
Vorstand sieht die Versorgung mit Finanzdienstleistungen nicht gefährdet
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