1. Niedrige Preise und ein schlechter Ruf

    Heimische Landwirtschaft gerät zunehmend unter Druck / Diskussion mit Abgeordneten und Bauern in Hohnhorst

    Dieser Eintrag wird bereitgestellt durch Schaumburger Wochenblatt | Impressum

    HOHNHORST (mk). Die heimische Landwirtschaft ist in einer schwierigen Situation – das machten sowohl die CDU-Bundestagsabgeordnete Dr. Maria Flachsbarth als auch Landwirt Cord Lattwesen bei einem Rundgang über seinen Hof deutlich. Der CDU-Kreisverband hatte auch Maik Beermann, MdB, sowie Landwirte aus Schaumburg nach Hohnhorst eingeladen, um über dieses Thema zu diskutieren.

    Cord Lattwesen betreibt den Hof gemeinsam mit seinem Vater Otto und kann auf eine langjährige Tradition zurückblicken, denn der landwirtschaftliche Betrieb existiert bereits seit dem 16. Jahrhundert. Die Familie besitzt 16 Hektar Land, bewirtschaftet insgesamt 250 Hektar Fläche – ein Drittel Getreide, ein Drittel Mais und ein Drittel Luzerne, Zuckerrüben und Grünland. 300 Kopf Vieh, davon 120 Milchkühe, gehören ebenfalls dazu. Und direkt neben dem Kuhstall steht die Biogasanlage mit 500 kW, die unter anderem mit der Gülle betrieben wird. Das verringert die Geruchsbelästigung ist aber auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Die Abwärme der Anlage nutzt die Familie Lattwesen für eine Trocknungsanlage für Getreide und im Winter für die Trocknung der Holzhackschnitzel. Cord Lattwesen machte deutlich: "Alles, was mit Biogas zu tun hat, ist tot." Denn seit zum 1. August 2014 die Novelle des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) ist Kraft getreten ist, müssen die Betreiber, nicht nur von Biogasanlagen, ihren Strom selbst am Markt verkaufen. Dafür erhalten sie von den Netzbetreibern eine so genannte gleitende Marktprämie. Diese gleicht die Differenz zwischen der festen Einspeisevergütung und dem durchschnittlichen Börsenstrompreis aus. Ältere Anlagen genießen zwar Bestandsschutz und die Betreiber erhalten die früher zugesicherten Preise auch weiterhin, allerdings nur für die Strommenge, die in der Vergangenheit produziert wurde. Ein Ausbau der Anlage lohnt nicht mehr denn der Verkauf über die Strombörse bringt weit weniger Erlös. Darüber hinaus wird die Anlage auch mit Mais betrieben. Den Vorwurf der "Vermaisung" der Landwirtschaft entkräftete Lattwesen. Von 33.000 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche würden nur 13 Prozent mit Mais bewirtschaftet. Auf 50 Prozent würde Getreide angebaut, davon seien 40 Prozent Weizen. "Hier spricht keiner von einer Monokultur." Gut geeignet für Biogasanlagen seien auch die Zuckerrüben, die er zusätzlich anbaut. Maria Flachsbarth machte bei der anschließenden Diskussion deutlich, dass sich die Erwartungen der Verbraucher beziehungsweise der Gesellschaft stark verändert haben. Dabei sei die moderne Landwirtschaft nur ein Produkt der Anforderungen, die Bund und EU, aber auch die Verbraucher, an die Landwirte gestellt haben: Sie sollten immer wirtschaftlicher arbeiten. So sei eben auch die Qualität billiger Produkte gut, allerdings eben nicht immer deren Herstellungsprozess. Und dies werde nun zum Vorwurf. "Die Landwirte gehören in die Mitte der Gesellschaft", so Flachsbarth, ohne sie würden sich die ländlichen Räume zu reinen Schlafstätten entwickeln. Daher sei es wichtig, sie zu erhalten und zu unterstützen. Die wirtschaftliche Lage ist schwierig – die Nachfrage in Russland, China und dem arabischen Raum habee nachgelassen und die aktuellen Milchpreise würden die Produktionskosten nicht decken. Eine Besserung, so Flachsbarth, sei nicht in Sicht. Um von den Gewinn- und Einkommenseinbrüchen besonders betroffenen Landwirten zu helfen, hat der Bund rund 69 Millionen Euro aus einem EU-Paket erhalten. 7000 Bescheide sind laut Flachsbarth erteilt worden. Doch diese und andere Maßnahmen lösen die Probleme nicht, es müsse mehr verkauft werden. So könnten Genossenschaften noch größeren Druck beispielsweise im Bereich der Rohmilchlieferungen ausüben. Grundsätzlich sei der Markt in Bewegung. In Süddeutschland seien die Preise noch stabil – hier gelte es anzusetzen. Foto: mk

  2. Kommentare

    Bitte melden Sie sich an