SAMTGEMEINDE RODENBERG (al). Völlig unaufgeregt stellt sich bislang in der Samtgemeinde Rodenberg der Zustrom der Flüchtlinge dar. Diesen Eindruck gewannen die Zuhörer des Informationsabends, zu dem Samtgemeindebürgermeister Georg Hudalla eingeladen hatte. Dabei erfordert der Zuzug enorme Anstrengungen – von haupt- und mehr noch von ehrenamtlichen Kräften.
Manuela Lange aus der Kreisverwaltung bestätigte, dass bis Ende März 1432 Flüchtlinge eingetroffen sein werden. Stets donnerstags komme die Nachricht, wie viele Menschen in den nächsten Tagen für Schaumburg zu erwarten seien. Spätestens am darauffolgenden Dienstag rollen die Busse an: Letzte Woche waren es vier Fahrzeuge mit 183 Ankömmlingen, die nach einem ersten längeren Aufenthalt in Auffanglagern nun auf Dauer eine Bleibe benötigen. "Was nach dem März kommen wird, ist uns bislang völlig unbekannt", räumte Lange ein. AWO, Samtgemeinde, Ehrenamtliche und die in Rodenberg beschäftigten 450-Euro-Kräfte würden bereits heute "eine Mammutaufgabe" erledigen. Sven Janisch, zuständig für die Liegenschaften in der Samtgemeinde, sieht das hiesige Wohnungsangebot für Flüchtlinge inzwischen als "endlich" an. Bis auf Messenkamp seien in allen Mitgliedsgemeinden Quartiere angemietet worden. Sie müssten allerdings Mindeststandards aufweisen. Janisch appellierte an die Bevölkerung, weiteren verfügbaren Wohnraum anzuzeigen. Derzeit lehne die Samtgemeinde eine mögliche Massenunterkunft ebenso ab wie die Belegung von zum Beispiel Sporthallen. AWO-Mitarbeiter Stephan Hartmann kündigte eine weitere Aufstockung der bislang 13 hauptamtlichen Mitarbeiter an. Eine solche Stelle solle nun auch für den Raum Rodenberg/Nenndorf geschaffen werden. Ein Problem bei der täglichen Arbeit sei die Verständigung, obwohl die Sozialarbeiter Kenntnisse in insgesamt zehn Sprachen besitzen. Es gebe jedoch auch Flüchtlinge, die als Dolmetscher zur Verfügung stünden. Auf Anfrage berichtete Hartmann, dass dem Landkreis in der Regel jüngere Familien mit zwei bis drei Kindern zugewiesen würden. An beruflicher Qualifikation sei alles vertreten – von Ärzten und Ingenieuren bis hin zu Analphabeten. Sein Verband kümmere sich im Übrigen ständig auch um die ehrenamtlich tätigen Helfer. Gerade die dauerhafte Betreuung von Flüchtlingen sei nur mit diesem Personenkreis machbar: Die AWO könne dies nicht leisten. Erste Wortbeiträge aus dem Publikum verdeutlichten den bereits heute bestehenden Umfang von Hilfen aus der Bevölkerung. In der Stadt Rodenberg gibt es längst feste Strukturen mit Sprachunterricht, Freizeitbetreuung wie Nähen und Basteln sowie Mitmachangebote von Sportvereinen und Feuerwehr. "Die Leute wollen lernen und unsere Sprache und Kultur verstehen", berichtete eine Sprachlehrerin über ihre Erfahrungen. Eine Mutter, die zwei minderjährige Kinder in ihrer Familie betreut, schilderte deren "ängstliches und zugleich aufnahmebereites" Verhalten. Nur einmal kam Unruhe im Saal auf, als ein Teilnehmer mehrfach wissen wollte, was die Samtgemeinde tue, um den Flüchtlingen "Werte und Kultur zu vermitteln". "Diese Frage finde ich bescheuert", erboste sich eine Zuhörerin und sah "uns alle gefordert": "Wir alle sind doch die Samtgemeinde", rief sie unter dem Beifall der Anwesenden. Der Leiter des Polizeikommissariats Bad Nenndorf, Michael-Andreas Meier, wies darauf hin, dass bereits in den Landesaufnahmestellen staatliche Grundwerte vermittelt würden. Zugleich erklärte er, dass in seinem Bereich die Kriminalität nicht auffällig gestiegen sei. Dagegen seien Konflikte in räumlich beengten Lagern wie Rinteln und Bückeburg nicht auszuschließen. Er lobte das "gute Konzept der dezentralen Unterbringung". Generell glaube er, dass Flüchtlinge "hoch motiviert sind und eine neue Zukunft beginnen wollen". Die Leiterin der eigens eingerichteten Kleiderkammer für Flüchtlinge in Lauenau, Erika Heine, bat um weitere Sachspenden. Vor allem Turnschuhe und Bekleidung seien für "große Jungs und junge Männer" notwendig. Fahrräder nehme der Bauhof der Samtgemeinde an. Die ehrenamtlich betreute Kleiderkammer in der Regenberg-Immobilie im "Scheunenfeld" ist montags von 14 bis 18 Uhr und mittwochs von 10 bis 14 Uhr geöffnet. Um einen Informationsaustausch aller ehrenamtlich Tätigen an einem "Offenen Tisch" will sich Karin Gassner kümmern, die ebenfalls dem Kreis der Rodenberger Sprachlehrerinnen angehört. Etliche Mailadressen habe sie bereits gesammelt. Weitere Interessenten könnten sich in einer Liste eintragen. Dort bildete sich am Ende des Abends noch eine lange Schlange. Foto: al