MÜNCHEHAGEN (jan). Einen bewegenden Abschied hat Münchehagen "seinem" Pastor Wolfram Braselmann nach 33 Jahren im Amt beschert. Gottesdienst, Empfang, viele Erinnerungen, Dankesworte und gute Wünsche haben den Tag bestimmt.
Auf die kleine Bühne im "Deutschen Haus" ist Wolfram Braselmann zum Ehrentanz zwar nicht gegangen. Direkt davor, auf kleiner Fläche, hat er seine Frau Renate aber doch zur Musik des Spielmannszuges herumgeschwenkt. Der mehrmaligen Bitte vom Leiter der Musiker, Thomas Kleine, konnte er sich nicht entziehen – und die vielen Gäste im Saal haben diese Geste mit Begeisterung und Applaus quittiert. Als "Herbergsvater", seit er sich erinnern könne, hatte Kleine zuvor den Pastor bezeichnet – so lange er in Münchehagen musiziere, was auch bereits einige Jahrzehnte andauere, habe der Spielmannszug immer im Gemeindehaus proben dürfen. Dieses und jenes in dieser Art hatte jeder der Vereine Münchehagens zu berichten. Wie etwa die Feuerwehr, deren Ortsbrandmeister Sebastian Sinsch sich für diverse Einsätze zur Notfallseelsorge bedankte. Dank gab es auch aus dem Kirchenvorstand, der nach langer Reihe von Grußworten und Beiträgen sein Abschiedsgeschenk am Ende des Empfangs überreichte. Dass zuvor aus den Gemeinden in Loccum, Rehburg und Wiedensahl Mitglieder erzählten, wie sie diverse Vakanzzeiten Braselmanns in ihren Gemeinden erlebt haben, zeigte einiges von dem, was der Pastor über seinen eigenen Wirkungskreis hinaus geschafft hat. Ihrem Dank vom Münchehäger Besuchskreis fügte Imogen-Maria Dahlke eine bewegende Schilderung ihrer ersten Begegnung mit Braselmann hinzu, der sie aus einem seelischen Tief geholt habe und für sie der beste Seelsorger sei, den sie sich vorstellen könne. Humoristisches auf Platt gab es vom Frauenkreis, Konfirmandinnen sangen das Lied vom "Haus am See" umgedichtet auf das "Haus am Wald", wo Braselmann lebt. Der letzte Vers klang so: "Hier hab ich gewirkt, hier wird ich begraben. Hab taube Ohren, nen weißen Bart und sitz im Garten. Meine 100 Enkel spielen Cricket auf’m Rasen. Wenn ich so daran denke, kann ich’s eigentlich kaum erwarten." Enkel hat Braselmann bislang nicht, seine vier Kinder waren aber allesamt zu diesem Tag angereist und lachten darüber ebenso wie der Rest der Gäste. Manche Anekdote im Zusammenhang mit seinem Fahrzeug musste sich der Pastor ebenso gefallen lassen. Legendär soll beispielsweise sein, dass er sich zur Gottesdienst-Vorbereitung gelegentlich mit dem reparaturanfälligen Teil in die Feldmark zurückzog oder auch schon mal seine Schafe darin von einer Weide auf die nächste transportierte. Dass er jedes Haus in Münchehagen kenne und wohl die Hälfte aller Menschen getauft, konfirmiert, verheiratet oder beerdigt habe, sagte seine Ehefrau – das allerdings in ihrer Funktion als Ortsbürgermeisterin Münchehagens, was kurz darauf Rehburg-Loccums Bürgermeister Martin Franke bewog, augenzwinkernd zu sagen, dass Kirche und Staat in Deutschland zwar seit nahezu 100 Jahren getrennt seien. Für Münchehagen gelte das aber anscheinend nicht. Das Schlusswort des Empfangs kam dem scheidenden Pastor selbst zu und damit lüftete er auch das Geheimnis um das nicht mehr taufrische Brot, das in den Stunden zuvor auf dem Tisch vor ihm gelegen hatte. Dieses Brot, sagte er, sei bereits bei seiner Einführung vor 33 Jahren dabei gewesen. Damals habe er eine Geschichte von einem Brot erzählt, das von einer Hand zur anderen immer weitergegeben wurde, weil jeder meinte, jemand anderer habe es noch nötiger als er selbst. Die Münchehägerin Leni Könemann habe das Brot daraufhin mitgenommen, aufbewahrt und ihm vor einigen Jahren wiedergegeben. Beim Aufräumen sei es ihm nun in die Hände gefallen. "Als Symbol dessen, dass wir das, was das Brot und das Wort ist, weitergeben wollen" habe er dieses Brot mitgebracht, sagte er seinen Gästen. Foto: jan