BAD NENNDORF/LANDKREIS (jl). Dass der Wolf auch in Schaumburg heimisch wird, ist eher unwahrscheinlich – so das Fazit von Florian Brandes. Der Wolfsbeauftragte des Landkreises informierte auf Einladung des Nenndorfer Naturschutzbundes (Nabu) unter dem Titel "Willkommen Wolf"über das Ende der 90er-Jahre nach Deutschland zurückgekehrte Raubtier.
"Der Wolf wird unsere Region durchstreifen", sagte Brandes. Für eine dauerhafte Ansiedlung dürften ihn aber wohl die Autobahn 2 und der Mittellandkanal zu stark in seiner Bewegungsfreiheit einschränken. In Niedersachsen leben bisher sieben Wolfsrudel, die durchschnittlich aus circa acht Mitgliedern bestehen. Und es werden mehr: "Der Wildbestand ist so hoch wie noch nie und wo die Wölfe ankommen, treffen sie auf ‚freies Land‘", erklärte Brandes das Wachstum. Für erhebliche Akzeptanzprobleme in der Bevölkerung haben insbesondere der "Wanderwolf" und Nahkontakte zu den Raubtieren in 2015 gesorgt. Der Leiter der Wildtier- und Artenschutzstation Sachsenhagen mahnte, niemals Wölfe anzufüttern. Die Habituation erhöhe das Risiko für einen Übergriff. Als es um die Zahl der durch nicht-tollwütige Wölfe zu Tode gekommenen Menschen ging – zwischen 1950 und 2000 waren es vier Kinder –, erhitzten sich kurzweilig die Gemüter. Brandes nannte einen Vergleich: Hierzulande sterben fast genauso viele Menschen durch nicht-tollwütige Hundebisse und das jedes Jahr. Eine Dame empfand die Statistik als "zynisch" ("Jedes tote Kind ist eines zu viel"), der nächste riet, dann auch den Straßenverkehr zu meiden und die Wildschweine auszurotten. Der Veterinärmediziner warnte vor unnötiger Panikmache, forciert durch die Überrepräsentation des Wolfes in einigen Medien. Zumal vermeintliche Sichtungen und Übergriffe beispielsweise auf Haushunde oft nicht zuträfen. Einbußen erlitten jedoch vor allem Nutztierhalter, deren ungeschützter Viehbestand natürlich leichte Beute für den Wolf darstelle. Je kleiner die Herde, desto spürbar aufwendiger seien die Schutzmaßnahmen, warf eine Zuhörerin ein. Der Wolfsbeauftragte verwies auf Ausgleichszahlungen und Förderungen seitens des Landes Niedersachsen. Einige Anwesende erinnerten daran, durch den wölfischen "Hype" wesentlichere Dinge "nicht aus den Augen zu verlieren"– zum Beispiel den Rückgang anderer heimischer Arten wie beim Feldhasen. Dem pflichtete Brandes bei. Letztlich sei es eine Generationenfrage: "Wir waren es jahrzehntelang gewohnt, ohne den Wolf zu leben. Jetzt müssen wir uns daran gewöhnen, mit ihm zu leben." Foto: jl