1. Rüdiger Nehberg beeindruckt mehr
als 400 aufmerksame Besucher

    "Würmerfresser der Nation" durch Weltgesundheitsorganisation rehabilitiert / Erlös für Flüchtlings-Sprachförderung

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    WUNSTORF (gi). Ein kleiner, hagerer Mann, durchtrainiert, geht auf die Bühne des Stadttheaters. Artig verbeugt er sich und begrüßt mehr als 400 erwartungsvolle Besucher im Stadttheater. Die applaudieren. Vielleicht haben sich einige gefragt, wie alt der vom Lions-Club Steinhuder Meer eingeladene Gast aus Rausdorf (Kreis Stormarn) wohl ist? 80 Jahre. Es ist kein geringerer als der "Überlebenskünstler und Aktivist für Menschenrechte" Rüdiger Nehberg. Für Lionspräsident Michael Gerhards war es eine besondere Freude, den Rausdorfer für einen Vortrag hier in Wunstorf gewinnen zu können. Nehberg musste nicht lange überlegen, er ist selbst Lionsmitglied. Es hat sich gelohnt für alle, die den Weg ins Stadttheater gefunden hatten. Nehberg ist seine Begeisterung für sein Tun in den vielen Jahren deutlich anzumerken. Als wäre es gestern gewesen. "Gorbatschow als Marzipan zu kreieren reizte mich irgendwann nicht mehr", sagte der gelernte Bäcker. Vielmehr wollte er sich mehr seinem Hobby widmen. Auf eigene Faust um die ganze Welt reisen und Abenteuer erleben. Irgendwann hörte Nehberg von dem Schicksal der Yanomami-Indianer in Brasilien. Dieser Völkermord ließ ihn nicht mehr los, unerwartet erhielten seine Abenteuer einen Sinn. Die Bäckerei wurde verkauft, Nehberg setzte zur ersten von drei Atlantiküberquerungen (zweimal allein und einmal mit einer Begleitung, zuletzt in einem hochseetüchtigen 18 Meter langen Baumstamm) an. Natürlich ging dieser ungewöhnlichen Reise eine gute Vorbereitung voraus. "Plötzlich standen Indianer vor mir, es war eine ganz andere Welt", so Nehberg. Keine Hektik, alle lebten unter einem Dach, eine Privatsphäre gab es nicht. Nehberg ernährte sich von Insekten und Würmern. Oft sei er gefragt worden, wie sie ihm geschmeckt haben. "Die schmeckten scheiße, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen", so Nehberg. 40 Jahre sei er als "Würmerfresser der Nation" verrufen gewesen und erst später durch die Weltgesundheitsorganisation rehabilitiert worden. Er erzählte nicht nur mit großer Hingabe von seinen Erlebnissen, sie wurden auch mit Bildern (teilweise schockierend) untermalt. Im Jahr 1992 war er sogar versucht aufzugeben, es hatte keinen Zweck mehr, auf den Völkermord aufmerksam zu machen. Doch durch seine große Wut sei er sehr kreativ geworden. "20 Jahre zappelte ich bei den Yahomami-Indianern rum, dann gab es im Jahr 2000 einen akzeptablen Frieden", so der Überlebenskünstler. Danach nahm er eine neue Herausforderung an, den Kampf gegen das Verbrechen der weiblichen Genitalverstümmelung. Wer mehr wissen will, kann das im Internet unter www.ruediger-nehberg.de tun, dort sind auch seine Bücher vorgestellt. Der Erlös aus der Veranstaltung wird zu 100 Prozent der Sprachförderung für Flüchtlingskinder zu Gute kommen. Foto: gi

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