1. Auf Platt bleibt kaum ein Auge trocken

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    BÜCKEBURG (sk). Unter dem Titel "Tööv mol eben!" gab NRD-Moderator Gerd Spiekermann im Bückeburger Hubschraubermuseum einen feucht-fröhlichen Gastvortrag mit plattdeutschen Geschichten zu dem die CDU-Senioren Union geladen hatte. Feucht-fröhlichen, da vielen der knapp 200 Zuschauer beim Lachen und Juchzen die Tränen in den Augen standen. Spiekermann, bekannt und beliebt durch seine Radiosendungen ("Sonntakte" und "Hör mal‘n beten to") sowie zahlreiche Bücher, wusste gekonnt mit scharfem Blick für die kleinen Alltäglichkeiten und Gewohnheiten im Leben zu unterhalten. Da gab es Betrachtungen aus der eigenen Kindheit und dem Leben auf dem elterlichen Gasthof in der ländlichen Wesermarsch ("Da hieß es 200 Frikadellen rollen. Heutzutage spricht man von Kinderarbeit - früher hieß das Familienbetrieb!") oder über den lebenslangen Spardrang der Oma ("An Weihnachten bekam jeder einen Umschlag mit zwanzig Mark. Den Umschlag mussten wir nach dem Auspacken wieder abgeben, den gab es dann im nächsten Jahr gefüllt wieder.") Ebenfalls die knielangen, angerauten Schlüpper der Großmutter in "blau, rosa und grau", je nachdem wie alt sie waren, sorgten für ausgelassene Stimmung. Als "Schütteldock", das Wischtuch, hat auch eine Unterhose noch ein langes Leben. Beim Vergleich mit der Unterwäsche aus heutiger Zeit, dem Tanga, war Spiekermann allerdings der Ansicht: "Man kann es mit dem Sparen auch übertreiben." Köstlich außerdem die Anekdoten über den Sonntagsbraten: "Rouladen gab es bei uns nur am Sonntag. Wenn man nach dem Essen noch einen Bindfaden zwischen den Zähnen fand, dann wusste man: Es war Sonntag." Gespickt mit kleinen Erinnerungen an Artikel von damals ("Wer kennt noch Sanostol, Leukoplast, Ahoi Brause?") wurden aus den lustigen Geschichten zusätzlich kleine, sehnsuchtsvolle Zeitreisen.

    Und auch der eigene Kindersegen bot dem 63-Jährige reichlich Erzählstoff. Beim ersten Kind hieß es noch "Alles richtig gemacht!", beim zweiten: "Familie komplett!", beim dritten: "Köönt ihr nech oppassen" und beim vierten: "Asozial!". Da wird es schon mal schwierig, wenn die Krankenkasse nicht mehr als drei Kinder in ihren Formularen vorsieht ("Das wird so selten verlangt.") und das Finanzamt fragt: "Haben Sie auch richtig nachgezählt?" Letzten Endes räumte Spiekermann noch ein Gerücht aus Welt: Seine angeblich bevorstehende Auswanderung nach Südamerika. Die hatte zu Beginn Friedrich Pörtner, Vorsitzender der Senioren-Union, bekannt gegeben, was zu enttäuschten "Nee-" und "Wie schade-"Ausrufen des Publikums führte. Zurück geht die Meldung auf einen Artikel des Jeverschen Wochenblatt, die aber nur zum Teil zutrifft. Spiekermann fährt mit seiner Frau nach Argentinien, allerdings nur für begrenzte Zeit und "solange das Geld reicht". Seinen Hörern wird er dank modernster Technik und seinem Smartphone weiterhin als Moderator "über den großen Teich" erhalten bleiben, was im Saal des Hubschraubermuseums zu echter Erleichterung führte. Foto: sk

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