LOCCUM (jan). "Kultur macht stark"– aus diesem Förderprogramm des Bundesministeriums für Bildung und Forschung ist ein Theater-Workshop für Kinder und Jugendliche aus Deutschland und anderen Ländern finanziert worden. Die Evangelische Heimvolkshochschule Loccum hat das Projekt initiiert.
Ausgelassen und fröhlich tanzen Theater-Pädagogin Christine Gleiss und eine jugendliche Migrantin "Po an Po" durch den Saal. Um sie herum machen es ihnen 20 Jugendliche nach. Kurz zuvor haben sie noch die Köpfe ganz nah zusammen gebracht und ebenso versucht zu tanzen. Da wird gelacht, da nehmen sich manche in den Arm, da wird getuschelt – aber auch große Aufmerksamkeit ist da. Die brauchen alle, denn manches ist anders in diesem Workshop, in dem kleine Theaterszenen zusammengestellt werden sollen. Verständnis schaffen und auch Verständigung schaffen, sind zwei weitere wichtige Punkte neben dem Theaterspiel. Denn neben den Kindern und Jugendlichen, die in Deutschland aufgewachsen sind, nehmen auch solche aus dem Libanon, Italien, Polen, Montenegro, Albanien und dem Kosovo teil. Einige sind Kinder aus geflüchteten Familien, weitere sind hierher gezogen, weil ihre Eltern eine Arbeitsstelle bekommen haben. Ob so oder so – perfekt Deutsch spricht noch keiner von ihnen und so geschieht Kommunikation auch viel mit Händen und Füßen. Christine Gleiss verlegt sich dabei mit ihrer Gruppe zu weiten Teilen auf pantomimisches Spiel. Eindrucksvoll sind die Szenen, in denen die Darsteller weiße Masken tragen. Ohne die Möglichkeit der Mimik müssen sie ihre Theaterszenen ganz und gar mit dem Körper darstellen. Als Kulisse dienen ihnen dabei Stellwände, die einen Straßenzug darstellen, als Requisiten eine große Auswahl von Koffern. Die zweite Gruppe des Workshops nutzt die Kulisse ebenso, hat aber einen anderen Ansatz: sie will auf einen kompletten Theaterabend hinarbeiten. Claudia-Brandes-Hogrefe, Leiterin der Winzlarer Kinder-Theatergruppe "Winzlarer Witzlinge", ist mit einem Teil ihres Ensembles nach Loccum gekommen und hat diesen auch um einige Neuentdeckungen ergänzt. Die Witzlinge wollen in diesem Jahr einen Theater-Krimi aufführen. Das Stück steht fest, nun sollte Schauspielunterricht im Vordergrund stehen. Dafür ein intensives Wochenende als Vorbereitung zu nutzen, gefiel allen gut. Und da eine Kinder-Theatergruppe immer davon geprägt ist, dass manche ihrer Mitglieder über die Altersgrenze hinweg kommen, nutzte Brandes-Hogrefe auch die Chance, einige neue Anwärter in die Truppe zu integrieren. Sprache spielte dort eine größere Rolle, Spaß an der Sache haben alle ebenso gehabt – und zur Aufführung haben diese Kinder Szenen gebracht, die schon einmal Lust auf das komplette Stück der "Witzlinge" machen können. Was am Ende des Workshops stand, war eine Aufführung beider Gruppen dessen, was sie in nicht einmal drei Tagen erarbeitet hatten. Das Publikum dieser Aufführung waren ihre Eltern und Geschwister. Höflich musste deren Beifall am Ende nicht sein: herzhaft erklang das Klatschen der Hände angesichts der großartigen Inszenierung. Foto: jan