1. Räte rügen riesige Räder-Pläne

    Messenkamp und Hülsede wehren sich gegen Vorhaben bei Eimbeckhausen

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    MESSENKAMP/HÜLSEDE (al). Die geplanten Änderungen des Flächennutzungsplans der Stadt Bad Münder mit dem Ziel, ein Vorranggebiet für Windkraftanlagen nahe Eimbeckhausen zu schaffen, haben die Gemeinden Messenkamp und Hülsede zu einer gemeinsamen Ratssitzung veranlasst. Neben eigenen formulierten Bedenken setzten die Kommunalpolitiker auch ein Zeichen der Unterstützung: Parallel ist die Hülseder Bürgerinitiative "Gegenwind" bereits schriftlich tätig geworden.

    Messenkamps Gemeindedirektor Jörg Döpke räumte zwar ein, "die Planungshoheit von Bad Münder respektieren" zu müssen. Wenn diese aber Willkür vermuten lasse oder geltendes Recht nicht beachte, rechtfertige dies Maßnahmen. Döpke sah unter anderem Bedrohungen der lokalen Wasserversorgung mit eigenen Brunnen der Ansiedlungen Bussenmühle, Klein Amerika und Hobboken sowie die von Fließgewässern: Schließlich sei der Bodeneintrag von zum Beispiel Schmiermitteln nicht auszuschließen. Er vermisse ferner qualifizierte archäologische Untersuchungen angesichts einer nahe dem Planbereich befindlichen Wüstung, Hügelgräbern und historischer Wegstrecken. Vor allem aber sieht er gesundheitliche Bedrohungen der Bevölkerung durch Infraschall wegen zu geringer Abstände zu vorhandener Bebauung sowie mangelnde Beurteilungen im Bereich Artenschutz. So sei zwar der Standort eines Rotmilans dokumentiert, nicht aber die Existenz von seltenen Schwarzstörchen in diesem Bereich. Am meisten geißelte Döpke jedoch die fehlende Festlegung der Höhen für die zwei weiteren möglichen Windräder: In Rede sei jetzt "eine Höhe von 150 bis 200 Metern". Beim Planverfahren vor jetzt 15 Jahren für die bereits vorhandenen Anlagen sei eine Begrenzung von hundert Metern erfolgt: "Welche Gründe gibt es heute für so viel deutlich höhere Anlagen?", fragte er. Sein Fazit: Die Verantwortung der Stadt Bad Münder ende nicht an ihrer Stadtgrenze. Sie könne nicht einfach "ihren Müll nur an die Grenze packen". Den beiden Räten sowie den rund 20 Zuhörern wurden Auszüge aus den Stellungnahmen der Bürgerinitiative vorgelesen. Diese sind, wie bereits berichtet, inzwischen der Stadt Bad Münder zugeleitet worden und befassen sich unter anderem ebenfalls Bedenken zum Infraschall und zum Natur- und Atemschutz. Döpke machte deutlich, dass es keine förmlichen Rechtsmittel der Gemeinden gegen die Fortsetzung des Planverfahrens gebe, falls die Einwendungen zurück gewiesen würden. Doch sollte die Bevölkerung die spätere Bautätigkeit ebenso wie den dann folgenden Betrieb genau beachten und zum Beispiel Totfunde von Vögeln im Bereich der Windräder melden. Stimmen aus beiden Räten sprachen sich für die gemeinsame Stellungnahme aus, wobei der Hülseder Harald Schmidt (SPD) besonders die bisherigen Aktivitäten der örtlichen Bürgerinitiative lobte: "Diese Jungs sind klasse", sagte er wörtlich, "sonst stünden vielleicht auch schon hohe Windräder bei Hülsede". Die grenznahen Absichten der Nachbarstadt bezeichnete er als "eine Sauerei". Dass das Genehmigungsverfahren für die beiden bereits in Betrieb befindlichen Windräder offenbar nicht frei von Fehlern sein könnte, machte Martin Höhle von der Hülseder Bürgerinitiative deutlich. Erst auf seine Anfrage aufgrund der hier vorhandenen Schwarzstorchpopulation habe der zu beteiligende Niedersächsische Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) überhaupt von der Existenz der Anlagen erfahren. Diese sind seit 2010 in Betrieb mit einer Nabenhöhe von 76 Metern und einer Flügellänge von 48 Metern. Die Baugenehmigung sei, so Döpke, seines Wissens jedoch nur für eine Höhe von 50 Metern erteilt worden. Foto: al

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