Leopoldshöhe (kd). Das Thema Flüchtlinge stellte die Leopoldshöher SPD in den Mittelpunkt ihres Neujahrsempfangs. Die 100 Gäste in der Aula des Schulzentrums hörten aus erster Quelle Sachinformationen und persönliche Berichte. Um die Menschen angemessen unterbringen zu können, wird weiterer Wohnraum benötigt. Kaum waren die Silvesterböller verschossen, fanden sich bereits Vorurteile in Online-Medien. Angesichts der Überreste auf dem Leopoldshöher Marktplatz war zu lesen: "Ich glaube, die Flüchtlinge waren es." Um solchen Vorurteilen entschieden entgegen zu treten, war Thomas Jahn, Vorsitzender des SPD-Gemeindeverbandes, um Aufklärung bemüht. Informationen über die 306 Personen, die sich derzeit in Leopoldshöhe im Asylverfahren befinden, lieferte Jenny Czychun. Sie absolviert ihre Ausbildung in der Gemeindeverwaltung und hat sich für ihre Abschlussprüfung mit dem Thema befasst. Sie lobte das vielfältige Engagement in der Bürgerschaft. Neben der Verwaltung kümmern sich die Initiative Runder Tisch Asyl, die "Tafel" und viele Freiwillige um die Flüchtlinge. "Integration durch Aktion" laute das Motto in Leopoldshöhe, sagte Czychun. Als Beispiele nannte sie Angebote wie den Familiensport sowie die Möglichkeit zum Bolzen und Fußball spielen. Über seine spektakuläre Flucht aus seiner Heimat Afghanistan berichtete Amin Ahrari. Teilweise zu Fuß schlug er sich nach Pakistan durch. Über die Ukraine gelangte er nach Ostwestfalen. "Es war nicht so einfach, in ein fremdes Land zu kommen", sagte er. In den ersten Jahren erlebte der studierte Tiermediziner viele Enttäuschungen. Sein Abschluss wurde nicht anerkannt, er musste zahlreiche Einschränkungen hinnehmen "Es war einfach die Hölle", sagte er. Inzwischen ist er bei der Gemeinde Leopoldshöhe als Hausmeister beschäftigt. "Hier fühle ich mich wie zu Hause, ich bin angekommen", sagte Ahrari. Ebenso wie sein Kollege Karim Suleiman fungiert er als erster Ansprechpartner für die neu ankommenden Flüchtlinge. Gemeinsam beherrschen sie acht Sprachen und beweisen viel Einfühlungsvermögen bei der notwendigen Begleitung in Alltagsfragen. Ahrari sei ein "Super-Organisator" und leiste wertvolle psychologische Hilfe, meinte Inge Hoffmann vom Runden Tisch Asyl. "Ohne ihn ginge nichts in Leopoldshöhe." Evan Korkmaz, stellvertretende Vorsitzende der Landes-SPD, erinnerte daran, dass viele der Flüchtlinge "leider gar nicht erst hier ankommen", sondern unterwegs ihr Leben verlieren. Sie sprach sich dafür aus, die Fluchtursachen zu bekämpfen. Das Recht auf Asyl dürfe nicht angetastet werden. "Wir doktern nicht an der Verfassung herum", betonte sie. Einwanderung sei eine Chance. Eine gelungene Integration benötige jedoch Zeit und können im Einzelfall fünf bis sieben Jahre dauern. Kinder sollten die Chance haben, gemeinsam zu spielen und zu lernen. "Wir sind gegen reine Flüchtlings-Kitas", sagte Korkmaz. Ute Schäfer, SPD-Landtagsabgeordnete, räumte ein, dass die späte Kostenerstattung für die Kommunen zu Recht viel Ärger ausgelöst habe. "Man kann nicht ein Jahr auf sein Geld warten, das passt nicht", sagte sie. Das Problem sei jedoch im Innenministerium in Düsseldorf angekommen und müsse gelöst werden. Landrat Dr. Axel Lehmann erklärte, dass die Kreisverwaltung nicht nur als Ausländerbehörde tätig sei, sondern auch viel für die Integration in Bildung und Arbeit leiste. Als positives Beispiel nannte er den "Runden Teppich", der sich speziell an Mütter mit Kindern richte. Leopoldshöhes Bürgermeister Gerhard Schemmel verwies darauf, dass die vier Gemeinschaftsunterkünfte und 45 Wohnungen für Flüchtlinge bereits komplett belegt seien. Er bat dringend um Hinweise auf weiteren Wohnraum. "Die private Unterbringung ist die bessere Lösung für Integration", sagte Schemmel.
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Mit Aktionen Zuwanderer schneller integrieren
SPD-Neujahrsempfang / Leopoldshöhe sucht noch Privatwohnungen für Flüchtlinge
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