HASTE (jl). Ein Schrank, in dem es von Drachen wimmelt. Ein Sofa, belagert von Kuscheltieren. Mittendrin sitzt Linus und liest. Der Achtjährige ist aber nicht etwa in seinem Kinderzimmer zu Hause – er ist im Klassenraum der 4a an der Seite seines Lesepaten. Diesmal hat er sich für Cornelia Funkes "Mondscheindrachen" entschieden, auf dessen Abenteuer er Eike Loos Zeile für Zeile mitnimmt. An manchen Stellen holpert es, dann hilft ihm sein Pate, indem er ihm das Wort zuflüstert oder den ganzen Satz einmal vorliest. Linus gehört zu den 27 Kindern der ersten bis vierten Klasse der Grundschule Haste, die einmal pro Woche nach dem regulären Unterricht mit einem Lesepaten in ihrem Wunschbuch schmökern. "Wir helfen dabei, leseschwachen Kindern die Lesefähigkeit beizubringen", erklärt Loos. Die meisten Erstklässler freuen sich schon aufs Lesen und lernen es auch relativ schnell. Einigen fällt es aber schwer. Sie meiden Bücher und geraten in einen Teufelskreis. Allein schaffen sie es aus ihm nicht mehr heraus – der Einsatz der Lesepaten, die eine Unterrichtsstunde mit den Jungen und Mädchen verbringen. Sie hören ihnen zu, lesen und lachen gemeinsam mit ihnen. Denn: "So lange kann kein Kind nur mit Lesen durchhalten", weiß Loos. Papierflieger entstehen, es wird auch gespielt oder einfach nur mal miteinander geredet. Das Wichtigste sei das Vertrauen zwischen dem Kind und "seinem" verlässlichen Lesepaten, betont Loos. Auf dieser Basis und auf eine spielerische Art schaffen er und seine Mitstreiter, ihre Schützlingen zu überzeugen, dass Lesen ein wunderbares Abenteuer sind kann. Vor neun Jahren mit fünf Lesepaten angefangen, sind es derzeit 17 zumeist ältere, nicht mehr im Beruf stehende Menschen, die Kindern in der Welt der Buchstaben und Wörter Hilfestellungen geben. Eine Zahl, die, wie Loos erklärt, bedauerlicherweise gesunken sei. "Wir waren auch schon mal deutlich über 20 und der Bedarf nach mehr ist da." Lesepate werden kann grundsätzlich jeder. Jeder, der natürlich gerne liest und sich auf den Umgang mit Kindern im Grundschulalter einstellen kann. Pädagogisches Talent sei nicht erforderlich, so Loos. Was der Pate dafür bekommt ist die pure Sympathie der Schüler, die ihrem Lesebegleiter auch schon mal zur Begrüßung um den Hals fallen –"allein dafür lohnt es sich schon", lächelt Loos. Interessierte können sich jederzeit an ihn (Telefon 05723/740258) wenden. Gleiches gilt natürlich auch für Eltern von Haster Grundschülern, die sehen, dass ihrem Nachwuchs Unterstützung beim Lesen gut tun würde. Foto: jl
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Drachenstarkes Abenteuer
Spielerisch die Lesefähigkeit steigern / Lesepaten gesucht
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