1. Die rollende Unterstützung auf zwei Rädern

    Ein Besuch bei Joachim Toemmler und Manfred Kahle in der Fahrradwerkstatt für Flüchtlinge und Bedürftige

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    BAD NENNDORF (jl). "Wie können wir die Winterzeit nutzen und unser Engagement und technisches Know-how einbringen?"– diese Frage stellte sich die Radlergruppe "Mit Bahn, Plan und Elan" (MBPE). Gut zwei Monate später stehen zwei von ihnen neben einem Fahrrad, das im Montageständer klemmt. Joachim Toemmler und Manfred Kahle fachsimpeln über die Beleuchtung des Gefährts – sie sind leidenschaftliche Radler. An dem aufgebockten Drahtesel schrauben die beiden Rentner aber nicht für sich selbst, sondern für andere. Ihr Projekt "Fahrräder für Flüchtlinge", kurz FAFF, bedenkt neben Flüchtlingen auch Migranten und Bedürftige mit zweirädrigen Vehikeln.

    Die Fahrradwerkstatt haben sie ins Leben gerufen, um das Bad Nenndorfer Migrationsprojekt "Sprachkurs für Willkommene" zu unterstützen. Gemeinsam mit Konrad und Wiebke Kruse, Klaus-Dieter Stäber und Michael Volk suchten Toemmler und Kahle zusammen, was sie zum Reparieren und Warten benötigten. Die Räder stammen aus privaten Spenden und dem Fundbüro der Samtgemeinde, die auch die Räumlichkeiten im alten Kurhaus zur Verfügung stellt. Seither sorgen die Tüftler wieder für Bewegung im Bereich der ehemaligen Kegelbahn. Statt der Kugeln rollen hier nun Fahrradreifen aus der eigens eingerichteten Werkstatt. Hier ein Karton mit Fahrradschläuchen, dort ein Sattel, im Regal unzählige Reflektoren und nicht zu vergessen der Spiegel, der an der Wand lehnt. "So können wir, wenn wir alleine hier sind, sehen, ob das Rücklicht funktioniert", erklärt Toemmler. Dass Ersatzteillager war nicht immer so gut gefüllt. "Am Anfang hatten wir noch gar kein Material", erinnert sich der 66-Jährige. Dem Engpass wirkten Spenden des hiesigen Sprachkurses, der Hohnhorster Kirche und Dorfgemeinschaft Rehren sowie des SPD-Weihnachtsmarkt-Teams entgegen. Aus der ersten fahrtauglich gemachten Charge haben die Hobbymechaniker bereits die Hälfte vergeben. Weitere 20 Räder fuhren erst kürzlich durch die polizeiliche Abnahme, in der sie einen Fahrradpass und eine Nummer zur Registrierung erhalten. Noch einmal so viele Modelle befinden sich in Arbeit. "Wir wollen auf die Situation im Januar und Februar vorbereitet sein, wenn die beiden Großeinrichtungen hier mit bis zu 215 Flüchtlingen belegt werden sollen", sagt Toemmler. Und der Fundus im Lager, vom Damenrad über das Kindermodell bis zum Mountainbike, zeigt die große Spendenbereitschaft. "Das ist wirklich irre", staunt Toemmler. "Jede Woche gibt’s etwas Neues." Dass das FAFF-Projekt binnen kürzester Zeit so viel Anklang findet, hätte der 66-Jährige nicht gedacht. Nur die Abgabe sei nicht immer "ganz so einfach". Zur aufwendigen Datenerfassung kämen oftmals Sprachbarrieren. Alles in allem eben eine engagierte Aufgabe – nicht nur in der Winterzeit. Foto: jl

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