Oerlinghausen-Lipperreihe (kd). "Schneeflöckchen, Weißröckchen" gab es beim Weihnachtsmarkt in Lipperreihe nur in der Kirche, im Freien herrschten dagegen frühlingshafte Temperaturen. Das Wetter zog zahlreiche Einwohner des Oerlinghauser Stadtteils zu dem kleinen Markt, teilweise herrschte drangvolle Enge. Sowohl vor als auch hinter den Ständen sind ausschließlich Lipperreiher anzutreffen. Luca, Thimo und Janique zum Beispiel. Die drei Jungen sind durch das Tennisspiel zu Freunden geworden. Zum Weihnachtsmarkt haben sie aus Kochlöffeln und Bürsten kleine Weihnachtsfrauen gebastelt. Auch der "Coffee to go", den sie an ihren Stand anbieten, wird nach ihren Worten sehr gut angenommen. Die Einnahmen möchten sie spenden. "Wir wollen die Hälfte des Geldes Stifte für die Flüchtlinge kaufen, die andere Hälfte spenden wir an die Kirche", erklärten sie. Auch Jonas (12), Luis (11) und Finn (11) beteiligen sich uneigennützig am Weihnachtsmarkt. Sie haben ihre Kinderbücher aussortiert und boten sie ebenso an wie bemalte Gläser und gestrickte Eierwärmer. Unmittelbar neben dem Eingang der Kirche hat das Trio einen improvisierten Stand aus einem Handwagen, einem Kaufmannsladen und einer Plastikplane errichtet. Mit dem Erlös wollen die Jungen die Kinderkrebsstation in Bethel unterstützen. Gleich nebenan macht der Förderverein der Grundschule mit frischen Waffeln und "Christfestbowle" auf sich aufmerksam. Der Tauchverein Aquatica hat wieder einen "Weißen Hai" (Punsch) und "Tintenfisch" (Kakao) und "Tiefseeschlamm" ("schmeckt fast wie Gulaschsuppe") im Programm. Der Nabu Oerlinghausen ist nicht nur mit frisch gebrannten Mandeln, sondern auch mit Fütterungshilfen für Vögel und Fledermausnistkästen vertreten. "Mitbewohner zum gemeinsamen Anhängen gesucht" lautet das Motto der Aktion, mit der für die Bedürfnisse der Fledermäuse geworben wird. Ihre Keller und Dachböden haben die Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt wieder geplündert, um ihren großen Flohmarktstand zu bestücken. Die stellvertretende Vorsitzende Bärbel Necke brauchten die Besucher nicht lange zu überzeugen. Tassen und Teller mit Goldrand, Bierhumpen, Vasen im Retro-Design und Porzellanfiguren fanden interessierte Abnehmer. "Wir haben unwahrscheinlich viel verkauft", stellte die AWO-Vorstandsmitglied Renate Czekalla fest. Die Holzarbeiten von Jürgen Natermann waren ebenfalls begehrt. Für die lippische Rose als Wandteller und die erstmals angebotenen Schwedenfeuer interessierten sich die Besucher. "In diesem Jahr haben wir vor allem viele Krippen verkauft", sagte seine Ehefrau Karin Natermann. "Und es gibt auch noch viele Bestellungen. Mein Mann muss wohl zwischen den Feiertagen auch noch arbeiten." Wer einen Platz in der vollbesetzten Kirche ergatterte, konnte Konzerterlebnisse besonderer Art verfolgen. Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Oerlinghausen zeigte mit der Dirigentin Matan David, was in ihm steckt. "Herbei ihr Gläubigen" und "Oh fortuna" aus Carl Orffs "Carmina Burana" intonierten die Musiker mit Bravour. Mit seinem englisch gefärbten Deutsch und viel Witz führte David Clarke, Leiter der Oerly Musikschule, durch das Programm mit dem Jugendorchester der Musikschule, dem Geigenensemble und der Celtic Highlanders Band, Pipes & Drums. Die Dudelsackspieler sorgten mit "Highland Cathedral", "When the piper play" und anderen traditionellen Stücken für emotionale Momente. Das Publikum dürfe auch gern mitklatschen, meinte Clarke, "denn Gott freut sich, wenn es uns gut geht." Ausdrücklich bedankte er sich bei Pastor Jörg Gronemeier für die Organisation. Eine Premiere erlebte der achtjährige Maximilian Kastner, denn das anrührende "Little drummer boy" war sein erstes öffentliches Trommelsolo. Trotz eingestandener Aufregung absolvierte er seinen Part fehlerfrei –zur Freude des Publikums und seines Vaters, der ebenfalls in der Band spielt.
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Gut gefüllte Spendenkassen
Selten war der Weihnachtsmarkt in Lipperreihe am vierten Advent so gut besucht
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