1. Von"rhythmischem Kreisen nach dem Urwaldprinzip" und den Cocktailsesseln

    "Stadthagen in den 50ern": Ausstellung lässt längst vergangenes Flair wieder aufleben

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    STADTHAGEN (jl). Wie schwungvoll eine Vernissage sein kann, zeigte am Freitagabend die Eröffnung der neuen Sonderausstellung im Museum Amtspforte: Tänzerinnen ließen sich von ihren Partnern durch die Luft wirbeln und stimmten auf die Zeit der Petticoats, Cocktailsessel und des Wirtschaftswunders ein – die Fünfziger. Und was sich zu dieser Zeit in Stadthagen abgespielt hat, ist dank Oliver Glißmann noch einmal zu erleben.

    Der Historiker aus Bückeburg hat im Stadtarchiv recherchiert, mit Zeitzeugen gesprochen sowie Fotos und Leihgaben zusammengetragen. Das Ergebnis: in der Amtspforte wandeln die Besucher ab sofort zwischen Autovase, Ausgehanzug, Blumenkleid, Ölbild, Brotteller, Wandmaske und "Inge", die beliebte Mädchenpuppe der 50er-Jahre. Sogar ein Wohnzimmer mit Cocktailsesseln, Nierentisch, Musiktruhe und Tütenlampe belebt eindrucksvoll das Flair jener Zeit, die "von strukturellen Veränderungen geprägt" war, wie Glißmann in seiner Einführung schilderte. Stadtbildprägende Wohnviertel, unter anderem am Sonnenbrink und an der Seilerstraße, ersetzten Baracken und die Geschäfte in der Stadt trimmten ihre Schaufenster auf modern. 1954 wurde das Freibad an der Jahnstraße nach umfangreicher Sanierung wiedereröffnet, drei Jahre später das damals moderne Arbeitsamt eingeweiht. Und: "Ostpreußische und schlesische Kehlen waren hinzugekommen, die sich genauso durstig wie die Einheimischen zeigten", zitierte Glißmann aus einer Originalquelle über das erste Stadthäger Schützenfest der Nachkriegszeit. Die Moderne verkörperten zudem die 1957 gut besuchten Rock ‘n‘ Roll-Abende im Hotel "Stadt Hamburg", die aber gleichzeitig auch noch für Spannung sorgten – wie der Historiker mit einem despektierlichen Zeitungsbericht über das "rhythmische Kreisen nach dem Urwaldprinzip" verdeutlichte. Heute, fast 60 Jahre später, sorgte der schwungvolle Auftritt des Rock ’n‘ Roll Clubs Schaumburg im Rahmen der Vernissage für euphorische Zugabe-Rufe. Noch bis zum 29. Mai erweckt die Amtspforte die fünfziger Jahre in Stadthagen zum Leben. Zugänglich ist das Museum dienstags bis freitags von 10 bis 12 Uhr und von 15 bis 17 Uhr sowie sonnabends und sonntags von 15 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei. Foto: jl

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