Oerlinghausen (kd). Genau das richtige Glühwein-Wetter und die bewährte Mischung aus kommerziellen Anbietern und Vereinen bescherten dem 37. Weihnachtsmarkt in Oerlinghausen am vergangenen Wochenende wiederum mehrere tausend Besucher. Allerdings wurden einige Stände nichtprofessioneller Anbieter in diesem Jahr vermisst. Dafür gab es auch Neuerungen und ein kleines Jubiläum. "Als wir uns vor 25 Jahren zum ersten Mal beteiligten, haben wir noch gedacht: Hoffentlich nehmen uns die Leute etwas ab", erinnerte sich Rainer Künkemeyer, Vorsitzender der Reservistenkameradschaft Oerlinghausen. Inzwischen gehört das große Zelt neben dem Stadthotel zum festen Bestandteil des Weihnachtsmarktes. "Anfangs hatten wir nur halb so viel Fläche und haben darin noch ein Lagerfeuer gemacht", berichtete Winfried Aukamp. "Das hat vielleicht gequalmt!" Später konnte dann ein stabiles Zelt aus Bundeswehrbeständen angeschafft werden, das jedem Wetter standhält. Ihren Glühwein bieten die Reservisten immer noch zum Preis von 1,50 Euro an, den Kinderpunsch kostet nur einen Euro. "Wir haben lange darüber diskutiert, ob wir damit nicht die Schnäppchenmentalität fördern", meinte Aukamp. "Aber bei höheren Preisen nehmen wir vielleicht weniger ein und es kommen weniger Spenden zusammen." Mit dem Erlös wird der Veranstalter, der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV), mehrere Jugendprojekte und den Oerlinghauser Kinderfonds unterstützen. Als Einzige aktivieren die Reservisten an beiden Tagen des Weihnachtsmarktes einen Nikolaus, der die Kinder beschenkt. "Das ist dann ganz schön anstrengend", sagte Rainer Künkemeyer. "Weil ich mich ständig zu den Kleinen niederknien muss, merke ich das Abend immer in den Oberschenkeln." Die meisten Kinder greifen auch gern in den Sack und freuen sich über das Geschenk, hat Winfried Aukamp beobachtet. Nur die Neun- bis Elfjährigen seien sich nie ganz sicher. "Wenn es etwas Süßes gibt, sind sie gern noch Kind, hinterher spielen sie gern den Coolen." Auch wenn ihn der weiße Kunstbart jedes Mal sehr piekt, stellte Aukamp fest: "Es macht sehr viel Spaß, den Nikolaus zu spielen." Am Samstag, wenn ein weiterer Nikolaus-Darsteller die Hauptstraße entlang geht, kommt schon mal zu einer Doppelung. "Manche Kinder sind dann ganz verwirrt", meinte Aukamp. "Denen erzähle ich dann einfach, der andere sei der Weihnachtsmann." Auch den Erwachsenen gegenüber zeigen sich die Reservisten freigiebig. "Auf die Stehtische stellen Teller mit Spekulatius, das lockt die Leute an", erläuterte Aukamp. Wie bei den Reservisten waren in diesem Jahr vermehrt Unterstellmöglichkeiten zu finden. Die sieben Mitglieder der Familie Möhrke aus Asemissen zum Beispiel fühlten sich auf den erstmals ausgelegten Strohballen im Zelt der Firma Daubel recht wohl. "Toller Service", meinten sie übereinstimmend. Das Zelt des Lions Club bot ausschließlich Stehplätze, dafür sorgten Alfons Haselhorst und Mike Röttgen jedoch am Abend für weihnachtliche Live-Musik von Rock bis Pop. "Helene Fischer spielen wir nur, wenn man uns erpresst", meinte Lions-Präsident Röttgen scherzhaft. Als sinnvolle Neuerung erwies sich die Bühne auf dem Amtsgarten. Die Idee stammt ebenfalls von Lions-Mitgliedern und wurde vom VVV gern umgesetzt. So konnten die verschiedenen Chöre und Orchester wettergeschützt auftreten, das Publikum hatte genügend Platz und konnte dank der Verstärkeranlage gut hören. Bewusst ruhiger ging es am Simonsplatz zu. Die evangelisch-reformierte Kirchengemeinde hatte mit den anliegenden Geschäften eine "Weihnachtswelt" geschaffen, um Familien anzusprechen. Auf den Lounge-Sofas konnten sich die Besucher ausruhen, während die Kinder bastelten oder malten. Bärbel Meyer betreute die Keksbar mit selbstgebackenen Plätzchen und Kuchen, Ulrike und Lothar Jaehn sowie Pastor Klaus Sommer lasen weihnachtliche Geschichten vor. Ein bewusst anderer, neuer Akzent, der den Weihnachtsmarkt gut ergänzt.
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Wenn der Kunstbart piekt
Der 37. Oerlinghauser Weihnachtsmarkt bot vertraute, aber auch neue Elemente
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