1. Mit den Anderen zusammenrücken "Irgendwie anders"– eine Aufgabe für sechs Vorleser an diesem Abend

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    BAD REHBURG (jan). "Irgendwie anders"– Literatur, die ihnen zu diesem Titel in den Sinn gekommen ist, haben sechs Rehburg-Loccumer im "Bad Rehburger Winterforum" vorgelesen. Von der Vielschichtigkeit des Andersseins hat die Lesung einen kleinen Eindruck vermittelt.

    In eine andere Wirklichkeit, in der Deutschland den Zweiten Weltkrieg gewonnen hat, entführte Alexander Rode die Zuhörer in der "Romantik Bad Rehburg". Protagonistin wie auch Autorin des Buches "Zerbrochener Mond", das er ausgewählt hatte, sind Legasthenikerinnen – damit anders als die meisten anderen und in einer Welt gefangen, die Anderssein nicht hinnimmt. Das Bedrohende durch das Anderssein hatte Rode sich zum Thema gewählt – ganz andere Aspekte sollten noch folgen. Zuvor jedoch, bevor sechs Leser nacheinander am Lese-Tisch Platz nahmen, gab es ein Bilderbuch zur Einstimmung, vorgestellt von Renate Lehmann, die auch durch den Abend führte. "Irgendwie Anders" ist dessen Titel und auch der Name des Helden des Buches. Die Botschaft darin: Wenn mal jemand an die Tür klopft, der wirklich sehr merkwürdig aussieht, dann sagen wir nicht "Du gehörst nicht dazu", sondern rücken einfach ein bisschen zusammen. Das war in etwa auch die Botschaft, die der Förderverein der "Romantik Bad Rehburg" und der Arbeitskreis Stolpersteine Rehburg-Loccum mit der von ihnen veranstalteten Lesung transportieren wollten. Vom Anderssein der Kulturen, der Lebensumstände, des Glaubens, anders aussehen, sich anders verhalten als es die Masse rundum tut, betroffen machen über die Reaktionen der Umwelt auf das Andere oder auch das Andere von der humorvollen Seite nehmen – von jedem durfte etwas dabei sein. Was sie daraus machten, blieb den Vorlesern überlassen. Ein Jugendbuch aus heutiger Zeit hatte Detlef Ritter mit "Tschick" gewählt. Ein Stakkato der Erlebnisse eines jugendlichen Ausreißers auf der Dienststelle einer Autobahn-Polizeistation folgte – um Schilderungen Rafik Schamis aus seinem Heimatland Syrien zu weichen. Kleinen Erlebnissen im Alltag stellte Gabriela Ritter aus Schamis Buch "Sophia" Szenen von Verfolgung und Folter gegenüber. Vollkommene Stille herrschte nach der folgenden Lesung von Christiane Weppner –"Die Hempelsche", ein Buch über das Schicksal eines Kindes, das 1940 vor der Gaskammer umkehren durfte, hatte sie ausgewählt. "Ein krasser Themenwechsel", sagte danach Jens Notzke, als er auf die Bühne trat, um aus den "Känguru-Chroniken" zu lesen – jener Geschichte über die Erlebnisse eines anarchischen Kängurus mit seinem menschlichen Mitbewohner, die sich im Berlin unserer Zeit unter anderem mit Nazis und deren mangelhafter Kenntnisse der deutschen Sprache auf höchst amüsante Weise auseinander setzen. Humorvoll war auch der Abschluss des Abends – Hanns Dieter Hüschs "Außenseiter mit Irokesenfrisur" hatte sich Dieter Hüsemann ausgesucht – und ließ Hüsch darüber sinnieren, was wohl der Jungen auf der Bank auf dem Bahnhof mit dem Irokesen-Haarschnitt in 20 Jahren tun und wie er aussehen wird. Zum Nachdenken wie auch zum Lachen hat der Abend angeregt, eine interessante Mischung vom Anderssein präsentiert – und für mehr Verständnis für Andere geworben. Foto: jan

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