1. Ausgetrunken – Brauerei insolvent

    Bis Ende Januar muss ein Investor bei der Schaumburger Brauerei her

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    STADTHAGEN/LANDKREIS (bb). Rund drei Monate nach dem Neustart befindet sich die Schaumburger Private Braumanufaktur erneut im Insolvenzverfahren. Darüber informierten der geschäftsführende Gesellschafter Friedrich-Wilhelm Lambrecht und Insolvenzverwalter Matthias Lehmann von der Anwaltskanzlei Handschuh + Lehmann am Donnerstag im Pressegespräch. Bis Ende Januar gelte es nun, einen Käufer für das Stadthäger Traditionsunternehmen zu finden, um einen Fortbetrieb am Standort und den Erhalt von Arbeitsplätzen zu ermöglichen, wie der Bückeburger Anwalt betonte.

    Am Mittwoch hatte das Amtsgericht Bückeburg auf Antrag Friedrich-Wilhelm Lambrechts das Unternehmen unter Insolvenzverwaltung gestellt. Erst am 1. September hatte die Brauerei eine rund zweijährige erste Insolvenzphase samt umfangreicher Umstrukturierung beendet. Lambrecht hatte den Brauereibetrieb übernommen und als Schaumburger Private Braumanufaktur geführt (SW berichtete). Hauptursache dafür, dass die Brauerei nach der Umstrukturierung erneut in Schieflage geriet, sei der Ausfall der Abfüllanlage nur wenige Wochen nach dem Neustart gewesen, so Lambrecht. Eine Instandsetzung oder eine Lösung mit einer Leasing-Anlage habe sich nach dem erst vor kurzem beendeten Insolvenzverfahren nicht finanzieren lassen, nicht zuletzt aufgrund der gesunkenen Kreditwürdigkeit (SW berichtete). Lambrecht reagierte, indem er das weiterhin in Stadthagen gebraute Bier in einer Brauerei im Sauerland abfüllen ließ. Die dadurch anfallenden Abfüll- und Speditionskosten hätten sich jedoch nicht wie erhofft durch die angestrebte Entlassung von zwei Mitarbeitern kompensieren lassen, erklärte der Geschäftsführer. Diese hätten sich aus rechtlichen Gründen nicht wie angestrebt umsetzen lassen. Darüber hinaus hätten Verträge zur Abfüllung für Marken anderer Brauereien nach dem Ausfall der Anlage gekündigt werden müssen. Andere Partner hätten Verträge über die Abnahme von Schaumburger Bier nicht erfüllt, manche gelieferte Ware sei auch nicht bezahlt worden. "Da kommt alles zusammen", so Lambrecht, der sich überzeugt zeigte, dass das Konzept, auf Spezialitäten-Biere zu setzen, grundsätzlich tragfähig sei. Der Ausfall sei zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt gekommen, die Zeit zuvor sei zur kurz gewesen, um Rücklagen für eine solche Situation aufzubauen. Insolvenzverwalter Matthias Lehmann erklärte, dass er keinen Managementfehler erkennen könne, der Ausfall der Anlage zu diesem Zeitpunkt sei eben Pech. Er betonte, dass es zunächst gelte, den Geschäftsbetrieb aufrecht zu erhalten. Bis Ende Januar müsse ein Käufer für das Unternehmen gefunden werden. Friedrich-Wilhelm Lambrecht habe den Insolvenzantrag frühzeitig gestellt, so dass immerhin dieses Zeitfenster für die Suche nach einem Übernahme-Kandidaten zur Verfügung stehe. Die Löhne für Oktober seien gezahlt. Die Agentur für Arbeit habe ihm signalisiert, dass die Mitarbeiter in Kürze Insolvenzgeld erhalten würden. Da das Insolvenzgeld lediglich drei Monate gezahlt werde, müsse bis Ende Januar eine Lösung gefunden werden, ansonsten werde der Betrieb abgewickelt. Die Mitarbeiter seien auf einer Betriebsversammlung über die Situation informiert worden, so Lehmann. Er gehe seine Aufgabe mit der Einstellung an, alles dafür zu tun, die Schließung zu verhindern und einen Fortbetrieb am Standort zu erreichen. Beim Start des zweiten Insolvenzverfahrens sei es nur verständlich, dass die Mitarbeiter zunächst niedergeschlagen seien. Auch wenn die Lage keinen Anlass zu Euphorie gebe und er keine falschen Hoffnungen wecken wolle, bestehe eine "realistische Chance" den Standort und damit Arbeitsplätze zu erhalten. Über weitere gute Arbeit müsse potentiellen Übernahme-Kandidaten demonstriert werden, dass sie die Chance hätten, in ein funktionierendes Unternehmen einzusteigen, so Lehmann. Er appelliere an die Mitarbeiter, sich weiter motiviert einzusetzen. "Es lohnt sich zu kämpfen", so Lehmann. Friedrich-Wilhelm Lambrecht schloss aus, dass er persönlich als Geschäftsführer den Braubetrieb in Stadthagen noch einmal übernehmen werde, wie nach dem ersten Insolvenz-Verfahren. Lambrecht erklärte, sich für den Fortbetrieb der Brauerei in Stadthagen einzusetzen. "Mein Wunsch wäre es, eine Lösung zu finden, die die 142-jährige Brautradition fortführt", hielt er fest. Lambrecht gehört eine zweite, von der Schaumburger Private Braumanufaktur getrennte Gesellschaft, bei der die Immobilien, Grundstücke und Markenrechte liegen. Diese ist von der Insolvenz nicht betroffen. Er sei offen für Lösungen mit einem Verkauf oder einer Verpachtung, so Lambrecht. Foto: bb/bb archiv

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