1. Wenn die Liebe zum Beruf an Bürokratie scheitert

    Roy Kühne referiert über Situation der Heilmittelerbringer / Interesse ist groß / "Veränderungen gebraucht"

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    Kühne, der seit 1999 als selbstständiger Physiotherapeut arbeitet, hat im März das Positionspapier der CDU/CSU-Fraktion zur Situation der Heilmittelerbringer angestoßen. Seine Kritik: Selbst in den Köpfen "großer Politiker" werde schlichtweg vergessen, dass es "einen Haufen fleißiger Menschen gibt, die nicht laut ‚Hier‘ schreien, die keine Rückendeckung und auch nicht die Traute haben, ihre Praxis drei Tage lang dicht zu machen, um zu verhandeln". Der "Haufen", das sind nicht-ärztliche Leistungserbringer wie Logopäden, Physio- und Ergotherapeuten, die zum Beispiel bei der elektronischen Gesundheitskarte noch nicht eingebunden sind. Den stündlichen Verdienst eines Physiotherapeuten schätzten viele seiner Patienten auf 60 bis 100 Euro, erzählte Kühne. Die Realität sieht anders aus: der durchschnittliche Umsatz liegt bei rund 30 Euro die Stunde – also unter einer Reparatur der Stoßstange. "Irgendwann ist die Liebe zum Beruf zu Ende", mahnte der Berichterstatter für Heil- und Hilfsmittel. Das bestätigte ein Zuhörer auch für Logopäden. Es sei nicht möglich, Mitarbeitern so viel zu zahlen, dass sie später nicht in die Altersarmut fielen. Eine weitere Stimme prangerte den "bürokratischen Scheiß" an, der den Berufsstand zwangsläufig zum "Betrüger" mache. "Wir brauchen Veränderungen", forderte Kühne. Zum Beispiel mit der Blankoverordnung und einem Direktzugang, der derzeit noch "zerrissen" würde. An diesen neuen Versorgungsformen könnten sich freilich nur umfassend qualifizierte Therapeuten beteiligen – Ausbildungsstandards und Qualifikationen müssten angehoben werden. Entgegen Kritikerstimmen traut der CDU-Politiker und Physiotherapeut aus Northeim den Heilbringern zweifelsfrei zu, befunden zu können. "Wir wissen, wann unsere Grenzen erreicht sind." Und: "Die Praxis spreche schon heute für uns." Kühne plädierte dafür, gemeinsam positiven Druck auf die Verbände auszuüben. Foto: jl

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